36 | TITEL zm113 Nr. 09, 01.05.2023, (726) Empfehlungen zur radiologischen Diagnostik Bei Verdacht auf das Vorliegen eines dentalen Traumas spielt die Anamneseerhebung zur Abschätzung der Schwere des vermuteten Traumas eine zentrale Rolle für die Festlegung der weiteren Diagnostik. So wird ein Hochgeschwindigkeits-Sturz vom Rennrad eher eine weiterführende Diagnostik mit zusätzlichen zwei- oder dreidimensionalen Aufnahmen von Kiefer- und Schädelknochen verlangen, während ein Sturz im häuslichen Umfeld meist mit einer intraoralen Zahnfilmaufnahme ausreichend diagnostiziert werden kann. In den meisten Fällen ist die intraorale Zahnfilmaufnahme das diagnostische Mittel der ersten Wahl, da sie eine ausgezeichnete Darstellung von Verletzungen der Zahnkrone, Zahnwurzel sowie begleitenden Knochen- und Parodontalstrukturen bei hoher Auflösung ermöglicht (Abbildung 3). Bei Gefahr der Aspiration von Zahnteilen, etwa durch das Einbringen des Zahnfilmhalters, stellt in praxi die Durchführung eines OPGs als Übersichtsaufnahme eine gute Alternative dar, die den traumatisierten Patienten weniger belastet und zusätzlich einen guten Überblick über die Dislokation von Zähnen oder Zahnfragmenten erlaubt. Je nach klinischem Befund und je nach Fragestellung können folgende Verfahren zur Anwendung kommen: Intraorale Aufnahme (Einzelzahnaufnahme, Zahnfilm) Zahn-/Wurzelfrakturen Dislokation von Zähnen oder Zahnfragmenten Integrität der Knochen- und Parodontalstrukturen (zum Beispiel Veränderung von Form und Verlauf des Parodontalspalts) Stadium der Wurzelentwicklung, Größe des Pulpenkavums Externe und interne Resorptionen, apikale Aufhellungen (apikale Parodontitis, laterale Parodontitis) Okklusalaufnahme (Aufbissaufnahme) Zahn-/Wurzelfrakturen Dislokation von Zähnen oder Zahnfragmenten Größeres Volumen bei tiefen Verletzungen zum Ausschluss Empfehlung radiologische Diagnostik Empfehlungsgrad Konsensbasierte Empfehlung: Bei anamnestischem und/oder klinischem Verdacht auf ein dentales Trauma soll eine bildgebende Diagnostik erfolgen. Konsensstärke: starker Konsens (Zustimmung von > 95 Prozent der Teilnehmer) Abb. 4: DVT zur Abklärung bei fehlendem Zahndurchbruch des Zahns 21 bei einem 8-jährigen Jungen: a) Klinischer Befund bei Erstvorstellung, b) 3-D-Rekonstruktion, c) Schnittbildgebung regio 21. Anamnestisch erfuhren wir (auf Nachfrage), dass ein Sturz im Alter von vier Jahren mit Intrusion der Milchzähne 51 und 52 stattgefunden hatte. Die Diagnose lautet auf Durchbruchsstörung des Zahns 21 als traumatische Spätfolge bei Dilazerationsverletzung 21 im Milchgebiss. Foto: Dirk Nolte A C B Abb. 3: Wurzelquerfrakturen der Zähne 21 und 22 nach Sturz mit dem Fahrrad (31-jährige Patientin). Das Verletzungsmuster lässt sich anhand der Zahnfilmaufnahme zweifelsfrei darstellen. Foto: Dirk Nolte
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