Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 9

PRAXIS | 57 Websitetexte und damit für das generische Maskulinum. Der Begriff „Zahnarzt“ erzielt Tausende mehr Treffer Auch im Printmarketing stellt sich die Frage, ob Texte für Praxen gendergerecht geschrieben werden sollten. Dabei stehen vor allem die Lesefreundlichkeit und Prägnanz der Texte im Vordergrund. Ein Flyer, auf dem die wichtigsten Informationen kurz aufgeführt werden, lässt nur wenig Raum für Beidnennungen der Geschlechter und anderer ausgedehnter Formen der Gendersprache. Man muss also kreativ sein und entweder geschlechtsneutrale Formulierungen finden oder aber, um der Textästhetik willen, bei der grammatisch männlichen Form bleiben. Die Einbeziehung von gendersensibler Sprache in die Gestaltung von OnlinePräsenz und Printmitteln einer Praxis ist somit immer auch eine strategische Frage und hängt direkt mit der jeweiligen Zielgruppe und der Unternehmens- und Praxiskultur zusammen. zm113 Nr. 09, 01.05.2023, (747) Nadja Alin Jung m2c | medical concepts & consulting Frankfurt am Main Foto: m2c WARUM GENDERN? Der Begriff „gender“ bezeichnet das soziale Geschlecht im Unterschied zu dem biologischen Geschlecht „sex“. Die Forderung nach gendergerechter Sprache entsteht auch dadurch, dass das soziale und das biologische Geschlecht mitunter nicht übereinstimmen. Zudem ist in der deutschen Sprache das generische Maskulinum vorherrschend. Befürworter von gendersensibler Sprache sehen darin die Ausgrenzung von 50 Prozent der Bevölkerung, etwa wenn bei einen gemischt-geschlechtlichen Team lediglich von „Zahnärzten“die Rede ist. Auch diverse Menschen sind demzufolge in der Sprache nicht repräsentiert. Man kann das „Gendern“ also als einen aktiven Beitrag zur Abschaffung patriarchaler Strukturen sehen, für die das generische Maskulinum steht. Als Argumentation dagegen wird oft angeführt, dass Gendern die Unterschiede zwischen den Geschlechtern vielmehr betont, als dass es echte Gleichberechtigung schafft: Anstatt die Geschlechter in der Sprache als Einheit darzustellen, hebe gendergerechte Sprache die Gegensätze eher hervor. Darüber hinaus störe die Gender-Schreibweise besonders in Fließtexten in Bezug auf Lesefluss, Sprachästhetik sowie Bedeutungserschließung. Ihre Verfechter wollen mit gendergerechter Sprache Frauen und diverse Menschen gedanklich einbeziehen mit dem Ziel, Geschlechterstereotypen zu entkräften und eine Realität abzubilden, in der beispielsweise Frauen Berufe ausüben, die überwiegend Männern zugeschrieben werden und umgekehrt. Spricht man also von „Chirurg:innen“ oder „Pfleger*innen“, schließe man alle mit ein und trage einen Teil zur Abschaffung von Geschlechterklischees bei. Dem wird häufig entgegnet, sprachliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung seien nicht miteinander gleichzusetzen. Das Aufbrechen veralteter Geschlechterrollen sei in vollem Gange, eine künstliche Veränderung der Sprache brauche es dafür nicht. So sei zu beobachten, dass auch in Ländern, in denen Sprachen ohne jegliches grammatisches Genus gesprochen werden, keine Gleichberechtigung gelebt wird. Gendersprache überbrücke keine Kluften, sondern schaffe durch die Moralisierung ihres Gebrauchs neue: Oft entstehe der Eindruck, der Entschluss gegen geschlechtersensible Sprache sei gleichzeitig eine Entscheidung für die Diskriminierung von Frauen und diversen Menschen. Neue Perspektive für den Praxisalltag • klar strukturiertes, übersichtliches Programm • intuitiv erlernbar und bedienbar • virtuelle Telefonassistenz - Erreichbarkeit rund um die Uhr • integriertes Bildarchiv in Patientenakte und Befundung Telefon: 03745 7824-33 | info@ivoris.de

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