Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 9

58 | GESELLSCHAFT STIFTUNG HILFSWERK DEUTSCHER ZAHNÄRZTE FÜR LEPRA- UND NOTGEBIETE Auf Inspektionsreise nach Madagaskar Madagaskar ist die viertgrößte Insel der Welt. 80 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb des Existenzminimums. Nur wenige können sich eine medizinische Versorgung leisten. Dr. Klaus Winter und Dr. Jürgen Kiehne wollen sich vor allem ein Bild davon machen, wie die Menschen die HDZ-Projekte vor Ort erleben. 48 Stunden dauert die Reise. Dann kommen der stellvertretende HDZ-Vorsitzende Winter und sein HDZ-Wegbegleiter Kiehne in Tolagnaro an. Kurz darauf finden sie sich in den vollen Straßen der Stadt wieder und bahnen sich ihren Weg zwischen LKW und Autos, Tuc-Tucs, Mopeds, Ochsenkarren und Fahrrädern. Besonders zur Rushhour muss man hier höllisch aufpassen, um nicht unter die Räder zu kommen. Winter und Kiehne sind froh, als sie Maria Damer, ehrenamtlich tätig beim „Arbeitskreis – Eine Welt“ in Mettingen und ihren Partner, Entwicklungshelfer Norbert Determann, treffen. Sie leben hier und kennen sich aus. Winter und Kiehne lernen auch Soeur Louise kennen. Sie ist die Generaloberin des Provinzials der Communauté des Filles de la Charité. Nichts geschieht ohne ihr Wissen und ihre Zustimmung. Seit der Gründung des Ordens vor etwa 400 Jahren sorgen sich diese Schwestern um Arme und Kranke und um die Ausbildung der Kinder. Eine Mine weckt Hoffnung auf ein besseres Leben Die Fahrt führt an Märkten vorbei, auf denen jeden Tag Bauern die Stadt mit Obst, Gemüse, Holzkohle und Bauholz versorgen. Auf dem Kopf tragend, bringen unzählige Menschen die Ware mit oder aber auf ihren Fahrrädern, die so beladen sind, dass die Radler bei dem oft starken Wind einen besonders gut ausgeprägten Gleichgewichtssinn benötigen. Längst haben große Unternehmen aus Frankreich und Großbritannien in den Ausbau der Infrastruktur investiert. Die Nationalstraße nach Norden wird beispielsweise von einer chinesischen Staatsfirma saniert. Um den enormen Stromverbrauch für die Ilmenit-Mine und die ganze Stadt zu sichern, wurde mit der Errichtung einer Solaranlage begonnen. Dazu sollen künftig zahlreiche Windräder kommen. Von außen betrachtet scheint es Tolagnaro gut zu gehen. Die Stadt wächst, denn überall wird gebaut. Bei voller Auslastung wird künftig eine Ilmenit-Mine etwa 750.000 Tonnen Ilmenit (Titan-Eisen) jährlich produzieren. Dabei ist Zirkon eines der Nebenprodukte. Dieser Boom zieht immer mehr Arbeitskräfte und ihre Familien an. Alle wollen am Aufstreben der Region teilhaben. Allerdings nimmt die Unzufriedenheit derjenigen zu, die sich durch die Mine und den Staat in der Ausübung ihres eigentlichen Berufs, zum Beispiel als Fischer, behindert fühlen. In Madagaskar lebt insgesamt mehr als 80 Prozent der Bevölkerung unterhalb des Existenzminimums. Und so ist das Stadtbild geprägt von vielen Menschen, für die das tägliche Überleben ein Kampf ist. Obwohl es wieder regelmäßig regnet, so dass endlich neu angepflanzt und ausgesät werden kann, ist die Bedürftigkeit nicht zu übersehen. Das müssen auch Winter und Kiehne feststellen. Die wöchentliche Ration an Lebensmitteln wird nach wie vor von den Sozialzentren der Kirchen oder von privaten Organisationen verteilt. Die Menschen ernähren sich von Raketa, den Früchten der Kaktusfeige, oder von Maniok, Süßkartoffel und Reis. Die Bedeutung der Schulkantinen, die Unterstützung bei Mietschulden, bei der Zahlung von Schulgeld oder medizinischer Behandlung sind Hinweise auf die verbreitete Armut. Ohne Schule keine Chance Durch kontinuierliche Aufklärung und Sensibilisierung haben die Dorfbewohner erkannt, dass ihre Kinder nur die Chance auf ein besseres Leben haben, wenn sie lesen, schreiben und Ohne Schule keine Zukunftschancen, ohne Zahnbürste keine gute Mundgesundheit – das HDZ unterstützt auf Madagaskar besonders Projekte für die Versorgung und Förderung von Kindern. Foto: privat zm113 Nr. 09, 01.05.2023, (748)

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