ZAHNMEDIZIN | 67 zm113 Nr. 09, 01.05.2023, (757) FAZIT FÜR DIE PRAXIS Submandibuläre Volumendefekte stellen eine seltene, aber für die betroffenen Patientinnen und Patienten sehr belastende ästhetische Komplikation nach einer Submandibulektomie dar. Die Defektrekonstruktion mit autologem Fettgewebe mittels Liposuktion stellt in solchen Fällen eine mögliche und wenig invasive Therapievariante dar. Die Vorteile der Defektrekonstruktion mit autologem Fettgewebe mittels Liposuktion liegen in der Verwendung autologen Gewebes und der verhältnismäßig geringen Invasivität gegenüber anderen Verfahren, zum Beispiel den mikrovaskulären Transplantaten. Mögliche Limitationen des Verfahrens könnten in der nicht immer sicher vorhersehbaren Langzeitstabilität der Volumenrekonstruktion gesehen werden. werden. Auch wenn die Durchführung in Allgemeinanästhesie erfolgen sollte, kann der Eingriff ambulant durchgeführt werden. Als mögliche Komplikationen in der Empfängerregion können beispielsweise Infektionen auftreten, die einen vollständigen Transplantatverlust bedingen können. Daneben kann die Volumenstabilität des applizierten autologen Fettgewebes nicht immer sicher vorhergesagt werden, so dass möglicherweise Folgeeingriffe und Korrekturen erforderlich sein können. Der mögliche Volumenverlust kann dabei von einer Vielzahl möglicher Faktoren abhängen, wie beispielsweise der Entnahme- und Applikationstechnik, der Qualität des entnommenen Fettgewebes und der Blutversorgung des Gewebes in der Empfängerregion [Sommer und Sattler, 2000; Dos Anjos et al., 2015]. Im Zuge von Brustrekonstruktionen mittels autologem Fettgewebe wurden Volumenverluste von etwa 30 Prozent innerhalb der ersten drei bis vier Monate beschrieben. Nach dieser Zeit stellte sich, sofern das Körpergewicht konstant blieb, eine stabile Situation ein [Delay et al., 2009]. Im Vergleich zu anderen rekonstruktiven Verfahren, wie beispielsweise mikrovaskulären Transplantaten, die bei ausgedehnten fazialen Volumendefekten ebenfalls eine Option darstellen können, überwiegen als Vorteil der autologen Fettgewebetransplantation nach Liposuktion die geringe Invasivität, die geringe Operationszeit und die geringe Komplikationsrate. Bei der in diesem Fall angewendeten sogenannten Wasserstrahl-assistierten Liposuktion handelt es sich um ein neueres, sehr schonendes Verfahren zur Gewinnung von Fettgewebe. Hierbei wird eine Wasserstrahltechnik verwendet, mit der die Lösung und anschließende Absaugung der Adipozyten unter Verwendung einer, gegenüber herkömmlichen Verfahren, deutlich geringeren Menge an Tumneszenzlösung möglich ist. Ebendiese besteht in Abhängigkeit von der Anästhesie aus einer Mischung von langund kurzwirksamen Lokalanästhetika, Adrenalin zum Zweck der lokalen Blutstillung und Natrium-Bikarbonat zur Pufferung in isotoner Kochsalzlösung. Die Verwendung einer geringeren Menge Tumneszenzlösung erlaubt die Reduktion der postoperativen Schwellung und eine zügigere Heilung des chirurgisch gesetzten Traumas. Neben der Reduktion der Flüssigkeitsmenge bedingt die schonende Lösung der Zellen außerdem eine reduzierte Traumatisierung des Gewebes, was mit einer geringeren Hämatombildung und weniger Schmerzen einhergeht. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abb. 8: Die Situation nach einem halben Jahr. Foto: Kämmerer
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