Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 9

des Biofilms durch Titanbürsten oder Glycinpulver basiertes Air-Polishing und die Resektion des Entzündungsgewebes [DGI DGZMK, 2022; Toma et al., 2019]. Resektive Verfahren werden von rekonstruktiven und kombinierten Maßnahmen unterschieden, wobei rekonstruktive Verfahren zu bevorzugen sind. Die rekonstruktive Therapie mit Augmentation des Defekts (zum Beispiel mit bovinem Knochenersatzmaterial) eignet sich insbesondere bei mehrwandigen Defekten und bei einem ausreichenden Angebot an periimplantärer keratinisierter Gingiva. Demgegenüber kann bei suprakrestal gelegenen Defekten die Kombination aus einer Exzision des taschenbildenden Weichgewebes, modellierender Osteotomie und Implantoplastik, definiert als vollständige Glättung des exponierten Implantatgewindes, als resektive Therapiemaßnahme zur Anwendung kommen. Ultima ratio ist die Explantation, die bei einer Lockerung des Implantats, bei gravierenden mechanischen oder technischen Komplikationen oder bei Ausbreitung einer periimplantären Infektion in umliegende anatomische Strukturen indiziert ist [DGI DGZMK, 2022]. Schwerwiegende Komplikationen, die über die Notwendigkeit der Explantation beziehungsweise des Implantatverlustes hinausgehen, treten weniger häufig auf. Dazu zählen ausgedehnte Logenabszesse, wie zum Beispiel suboder perimandibuläre Abzesse nach Perforation der basolingualen Unterkieferkortikalis eines fehlpositionierten Implantats. Weiterhin kann eine Fehlpositionierung des Implantats zu einer Schädigung des N. alveolaris inferior mit einem Sensibilitätsverlust im Innervationsgebiet des Nerven führen. Daneben gibt es Berichte von Osteomyelitiden nach Implantatinsertionen, die einen Verlust der Unterkieferkontinuität zur Folge hatten und eine mikrovaskuläre Rekonstruktion erforderten [Schlund et al., 2017]. Es werden sogar Abszesse nach Implantation mit einer Ausbreitung nach intrakraniell oder mediastinal beschrieben [Cariati et al., 2019; Steiner et al., 2021]. Die Ausbreitung nach intrakraniell ist durch eine fortgeleitete Infektion über die Nasennebenhöhlen möglich. Auch im vorliegenden Fall hat sich eine chronische odontogene Pansinusitis entwickelt. Rund zehn bis 40 Prozent der Sinusitiden entstehen aufgrund eines odontogenen Fokus. Die häufigste Ursache einer odontogenen Sinusitis ist die Mund-Antrum-Verbindung, gefolgt von der apikalen Parodontitis – Implantate stellen einen Anteil von circa fünf Prozent und Sinusaugmentationen von circa zwei Prozent [Krimmel et al., 2019; Troeltzsch et al., 2015]. Bei Verdacht auf eine odontogene Sinusitis maxillaris sollte die klinische Fokussuche durch bildgebende Verfahren (zum Beispiel Panoramaschichtaufnahme, DVT) ergänzt werden, präoperativ ist eine dreidimensionale Bildgebung erforderlich. Therapeutisch reicht zumeist die zahnärztliche Fokussanierung aus [Longhini und Ferguson, 2011]. Betrifft die ursächliche Pathologie die Kieferhöhle oder sind ventilationsverbesserde Maßnahmen oder eine Drainage erforderlich, sollte eine KieAbb. 4: 3-D-Rekonstruktion der knöchernen Strukturen des präoperativen CT Mittelgesicht. Fotos: BwZKrhs Koblenz zm113 Nr. 09, 01.05.2023, (765) Abb. 6: Intraoperativer Situs nach Einbringen des Patienten-spezifischen Implantats. Foto: Philipp Becker Foto: Philipp Becker Abb. 5: Intraoperativer Situs nach Explantation der Unterkieferimplantate: Nach submandibulärem Zugang und Entfernung der Implantate im Unterkiefer stellt sich die Fraktur in regio 33 dar. ZAHNMEDIZIN| 75

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=