ferhöhlenoperation über einen transoralen Zugang erfolgen. Bei Ausbreitungstendenz oder kompromittierten Patienten kann das chirurgische Vorgehen, gegebenenfalls auch im Rahmen eines stationären Aufenthaltes, (i.v.-) antibiotisch unterstützt werden [Krimmel et al., 2019; Zirk et al., 2017]. Die als weitere Extremkomplikation aufgetretene pathologische Unterkieferfraktur ist definiert als Unterkieferfraktur, die aufgrund einer Schwächung des Knochens durch einen pathologischen Prozess bei physiologischer Krafteinwirkung (zum Beispiel beim Kauen) entstanden ist. Ursachen dieser Knochendestabilisierung sind zumeist Tumoren, Metastasen, Zysten, eine Osteomyelitis, Osteoradionekrose oder Medikamenten-assoziierte Kiefernekrose, aber auch eine vorangegangene Weisheitszahnentfernung kann den Unterkiefer dermaßen destabilisieren, dass dieser unter normaler Kaubelastung frakturiert. Pathologische Unterkieferfrakturen stellen einen Anteil von weniger als zwei Prozent aller Unterkieferfrakturen dar, eine Unterkieferfraktur aufgrund einer Periimplantitis ist eine äußerst seltene Entität [Boffanoet al., 2013]. In der Literatur werden nur wenige Fälle beschrieben, die zusätzlich häufig mit weiteren ursächlichen Nebendiagnosen, wie zum Beispiel der Einnahme von Antiresorptiva oder einer Strahlentherapie, einhergingen. Daneben können eine tiefe bikortikale Implantatinsertion, ein breiter Implantatdurchmesser und ein bereits vorbestehender atropher zahnloser Unterkiefer das Risiko für eine Periimplantitis-assoziierte Unterkieferfraktur möglicherweise erhöhen [Naval-Gías et al., 2015; O'Sullivan et al., 2006; Almasri et al., 2012]. Der hier dargestellte Fall zeigt eindrücklich, welches Ausmaß die häufige Komplikation der Periimplantitis bei unzureichender Mundhygiene und ausbleibender zahnärztlicher Kontrolle unter bestimmten Voraussetzungen annehmen kann. Die Prävention solch schwerwiegender Komplikationen beginnt bereits vor der implantologischen Versorgung mit der Reduktion von Risikofaktoren, der Schaffung adäquater Mundhygieneverhältnisse und der Therapie parodontaler Erkrankungen. Daneben haben die präoperative Implantatplanung und die chirurgischen Fähigkeiten des Behandlers einen entscheidenden Einfluss auf die Vermeidung von Komplikationen. Nach implantologischer und prothetischer Versorgung dient die lebenslange Nachsorge der Aufrechterhaltung der Mundhygiene und der frühzeitigen Diagnose sowie Therapie einer Periimplantitis, wodurch schwerwiegende Komplikationen vermieden werden können. Besonders bei älteren Patientinnen und Patienten mit einer eingeschränkten Mundhygiene und limitierten Möglichkeiten der Implantatpflege kann die implantologische Kontrolle und Nachsorge von ganz besonderer Bedeutung sein und eine spezielle Herausforderung darstellen. FAZIT FÜR DIE PRAXIS Die Mundhygiene ist ein entscheidender Faktor in der Prävention der Periimplantitis. Nicht-chirurgische Therapieregime werden von chirurgischen unterschieden. Die Kontrolle der auslösenden Faktoren und die Implantatdekontamination bilden die Grundlage aller Maßnahmen. Führt die nicht-chirurgische Therapie nicht zum gewünschten Therapieerfolg, sollte frühzeitig die chirurgische Therapie zur Anwendung kommen. Wenn es die Defektsituation zulässt, sollte bei richtiger Indikation ein regeneratives Vorgehen angestrebt werden. Nach einer implantologischen Versorgung ist die Etablierung einer engmaschigen Nachsorge mit zahnärztlichen Kontrollterminen in regelmäßigen Abständen zur frühzeitigen Diagnose und leitliniengerechten Therapie einer Periimplantitis lebenslang erforderlich. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abb. 7: 3-D-Rekonstruktion des postoperativen CT Mittelgesicht: Die patientenspezifische Unterkieferrekonstruktionsplatte mit den bikortikalen Osteosyntheseschrauben ist in rot dargestellt. Die roten streifenförmigen Strukturen sind mit der Röntgenmarkierung der Ernährungssonde vereinbar. Foto: BwZKrhs Koblenz zm113 Nr. 09, 01.05.2023, (767) ZAHNMEDIZIN | 77
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