86 | GESELLSCHAFT zm113 Nr. 09, 01.05.2023, (776) STUDIE AUS ÖSTERREICH Frauen in Gesundheitsberufen haben ein erhöhtes Suizidrisiko Forschende der MedUni Wien untersuchten erstmals in Österreich das Suizidrisiko von Gesundheitsberufen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Ergebnis: Frauen sind besonders gefährdet. Einige ausländische Studien weisen auf ein erhöhtes Suizidrisiko für Angehörige der Gesundheitsberufe hin, insbesondere für Frauen, während andere Untersuchungen auf ein geringeres Risiko in hochqualifizierten Berufen hindeuten. Allerdings sind die Ergebnisse nicht konsistent und variieren in verschiedenen Ländern, beklagen die Wiener Forschenden. Sie untersuchten darum das Suizidrisiko von vier Gesundheitsberufen (ÄrztInnen, ZahnärztInnen, TierärztInnen und ApothekerInnen) und drei weiteren hochqualifizierten Berufen (NotarInnen, RechtsanwältInnen und SteuerberaterInnen/WirtschaftsprüferInnen) in Österreich im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Zur Ermittlung von Suizidfällen wurden Daten von Berufsgenossenschaften und der österreichischen Todesursachenstatistik aus dem Zeitraum 1986 bis 2020 erhoben und geschlechtsspezifische standardisierte SMRs für die einzelnen Berufsgruppen errechnet. Die maximalen Beobachtungszeiträume waren dabei nicht für alle Gruppen gleich: für Ärzte, Zahnärzte und Tierärzte belief er sich von 1986 bis 2020 (35 Jahre), für Apotheker und Notare von 1991 bis 2020 (30 Jahre), für Steuerberater/Wirtschaftsprüfer von 1994 bis 2020 (27 Jahre) und für Rechtsanwälte von 1998 bis 2020 (23 Jahre). Insgesamt 212 Selbstmorde von ÄrztInnen ausgewertet Um den Vergleich zwischen den Geschlechtern zu erleichtern, wurden für jede Berufsgruppe direkt altersstandardisierte Suizidraten pro 100.000 Einwohner unter Verwendung der Europäischen Standardbevölkerung von 2013 berechnet. Anhand relativer Häufigkeiten wurde außerdem die Verteilung der am häufigsten angewandten Suizidmethoden der österreichischen Allgemeinbevölkerung (zwischen 1998 und 2020) mit denen dieser Berufsgruppen verglichen. Ergebnisse: Ärzte stellten mit 1.701 Todesfällen die größte Gruppe, Notare mit 46 die kleinste Gruppe. Das mittlere Todesalter der männlichen Berufstätigen lag zwischen 53,5 und 55,7 Jahren. In allen Berufen außer einem (Anwalt) war das mittlere Sterbealter der Männer höher als das mittlere Alter der Frauen. Männer stellten die Mehrheit der Todesfälle in allen Berufen, außer bei den Apothekern (59,6 Prozent Frauen), was höchstwahrscheinlich auf die Überrepräsentation von Männern in diesen Berufen zurückzuführen ist, schreiben die Forschenden. Notare und Rechtsanwälte wiesen mit nur 2,2 Prozent beziehungsweise 3,6 Prozent der verstorbenen Frauen das drastischste Geschlechterungleichgewicht auf. Bei Männern hatten nur Tierärzte ein erhöhtes Risiko Von der Gesamtzahl von 334 Suiziden stellten die Ärzte mit 212 erneut die größte, die Notare mit 5 die kleinste Gruppe. Das mittlere Sterbealter durch Die Untersuchung von österreichischen Daten in Kooperation mit Kammern der freien Berufe zeigt, dass das Suizidrisiko unter männlichen Ärzten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern signifikant niedriger ist als in der Bevölkerung, während bei den Frauen ein erhöhtes Suizidrisiko für Ärztinnen, Zahnärztinnen, Tierärztinnen und Apothekerinnen festgestellt wurde. Foto: D Lahoud/peopleimages.com - stock.adobe.com
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