Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

12 | POLITIK zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (806) KZBV-ANALYSE ZU IMVZ Dynamische Entwicklung von Investoren setzt sich fort Getrieben vom Verlangen nach zweistelligen Renditen machen sich Private-Equity-Gesellschaften mit hoher Dynamik in der vertragszahnärztlichen Versorgung breit. Welche Folgen das hat, zeigt eine Analyse der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV). Die KZBV hat diese Entwicklung von Beginn an untersucht und warnt vor den erheblichen Folgen für die Patientenversorgung und das Gesundheitswesen. Die jetzt veröffentlichte Analyse „unterstreicht die besorgniserregende Ausbreitung investorengetragener Medizinischer Versorgungszentren (iMVZ) und verdeutlicht erneut die große Gefahr für die Versorgungsqualität, das Patientenwohl und die Sicherstellung der Versorgung insgesamt, die von diesen Strukturen ausgehen“, teilt die KZBV mit. Zum Stichtag 31. Dezember 2022 hat die KZBV in ihrer Analyse 427 MVZ identifiziert, die versorgungsfremden Investoren zuzuordnen waren (Abbildung 1). Der Anteil der iMVZ am gesamten MVZ-Markt steigt damit kontinuierlich an. Er beläuft sich Ende 2022 auf gut 29 Prozent, Tendenz weiter steigend. Bis zum Ende des ersten Quartals des Jahres 2023 rechnet die KZBV mit einer weiteren Zunahme der MVZ mit Investorenbeteiligung auf etwa 440 MVZ. Aktuell werden die von den Kassenärztlichen Vereinigungen (KZVen) abgefragten Daten gesammelt. Mit einer vollständigen Auswertung wird im Sommer gerechnet. iMVZ versorgen weder das Land noch vulnerable Gruppen, „Unsere aktuelle Analyse belegt anhand klarer Fakten, welch große Bedeutung inzwischen einem konsequenten Handeln der politisch Verantwortlichen zukommt, will man die zunehmend bedrohliche Gefährdung der flächendeckenden zahnärztlichen Versorgung durch vornehmlich renditeorientierte Investoren nicht länger tatenlos mit ansehen“, betonte der KZBV-Vorsitzende Martin Hendges. „Die ärztliche und die zahnärztliche Versorgung dürfen nicht den Prinzipien der Gewinnmaximierung geopfert, vielmehr muss die fortschreitende Vergewerblichung des Gesundheitswesens endlich wirksam gestoppt werden!“ Auffällig ist: Die 427 iMVZ, die sich Ende 2022 in der Hand von Groß- und Finanzinvestoren befanden, verteilen sich fast ausschließlich auf Großstädte und Ballungsräume. So sind 80 Prozent der iMVZ im städtischen Bereich angesiedelt. Genauso deutlich fällt die Konzentration bei der Verteilung der iMVZ nach Medianeinkommen aus: Hier sind 79,6 Prozent aller iMVZ in Regionen zu finden, die ein im Bundesvergleich überdurchschnittliches Medianeinkommen der Bevölkerung aufweisen. Zum Vergleich: Über alle MVZ sind dies 75,8 Prozent. „Kombiniert man beide Aspekte miteinander – Stadt/Land-Verteilung und Medianeinkommen hoch/niedrig – so lässt sich feststellen, dass gerade einmal 10,1 Prozent der iMVZ in ländlichen Bereichen mit niedrigem Medianeinkommen liegen, also in strukturschwachen Gebieten, in denen am ehesten Engpässe und Unterversorgung drohen könnten“, führt die KZBV aus. Umgekehrt liegen 69,6 Prozent aller iMVZ in städtischen Bereichen mit hohem Medianeinkommen. Dabei gelte es den Besonderheiten der zahnärztlichen Versorgung Rechnung zu tragen, fordert Hendges weiter. „Unsere konkreten Vorschläge dazu liegen seit Langem auf dem Tisch: Ein ENTWICKLUNG DER ZUGELASSENEN MEDIZINISCHEN VERSORGUNGSZENTREN IN DEUTSCHLAND MIT UND OHNE FINANZINVESTOREN 0 400 200 600 1.000 800 1.200 1.400 1.600 MVZ mit Finanzinvestor MVZ ohne Finanzinvestor 12/15 12/16 12/17 12/18 12/19 12/20 12/21 12/22 03/23 255 437 588 765 867 938 1.040 427 440 351 234 186 111 47 33 10 1.073 77 Abb.1, Quelle: KZBV-Statistik

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=