Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

18 | TITEL UMFRAGE AN DEUTSCHEN HOCHSCHULEN Schlechte Noten für das Zahnmedizinstudium Rauer Umgangston, unfaire Bewertung, Dauerstress – die Liste der Belastungen im Zahnmedizinstudium ist lang, wie die Ergebnisse einer Umfrage des Studierendenparlaments (StuPa) des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte nahelegen. Was genau bedrückt die Zahnis? Zahnmedizinstudierende aus ganz Deutschland berichten von einer hohen psychischen Belastung. Befragungen unter Zahnärztinnen und Zahnärzten zeigen, dass die Belastung auch im Beruf hoch bleibt und ein ernst zu nehmendes Gesundheits- und Berufsrisiko darstellt“, fasst Christoph Austermann, Vorstandsmitglied im StuPa, die Motivation hinter der Umfrage zusammen. Konstantin Schrader, erster Vorsitzender des StuPa, fügt hinzu: „Auf Instagram betreiben wir seit einiger Zeit einen ‚Zahni-Kummerkasten‘. Hier können Kommilitonen und Kommilitoninnen von belastenden Erlebnissen berichten. Die Erzählungen dort sind zum Teil schockierend, aber auch sehr subjektiv. Um zu objektiveren Daten über das Ausmaß der psychischen Belastung während des Zahnmedizinstudiums und deren Ursachen zu kommen, haben wir diese bundesweite Umfrage durchgeführt.“ Rund 14 Prozent aller Zahnmedizinstudierenden in Deutschland machten Gebrauch von dem Angebot. Als Grundlage für den Fragebogen diente dem StuPa ein Leitfaden des Instituts für Leadership und Organisation der Ludwig-Maximilians-Universität München und des Bayerischen Staatsinstituts für Hochschulforschung und Hochschulplanung. Die 2021 veröffentlichten Empfehlungen beschäftigen sich mit der Bedeutung von Resilienz für den erfolgreichen Abschluss eines MINT-Studiengangs und sollen Hochschulen dabei helfen, geeignete Voraussetzungen dafür zu schaffen. Aktiv Einfluss auf die Studiensituation nehmen zu können, ist laut Resilienzforschung entscheidend für den Studienerfolg. Der StuPa-Umfrage zufolge schneidet die Zahnmedizin in diesem Punkt schlecht ab: Nur 19,8 Prozent der Teilnehmenden glauben, Einfluss auf die Gestaltung ihres Studiums, etwa im Rahmen von Evaluationen, zu haben. „Nein“ urteilten 63,4 Prozent. Die Studierenden berichteten vielmehr „von undurchsichtigen Planungen der Stundenpläne, kurzfristigen Ankündigungen von Testaten und willkürlichen Bewertungen ihrer praktischen Leistungen – alles in allem von einem Gefühl der limitierten Selbstwirksamkeit“, heißt es in einer Zusammenfassung der Umfrageergebnisse, die in der monatlich erscheinenden FVDZ-Zeitschrift „Der Freie Zahnarzt“ veröffentlicht wurde. Das Gefühl, ihr Potenzial im Studium voll ausschöpfen zu können, haben laut Umfrage 15,9 Prozent der befragten Zahnis. Fremdbestimmt und mäßig fair Geht es um das Thema Fairness in der zahnärztlichen Ausbildung in Deutschland, fällt die Resonanz durchwachsen aus: Sie sei in der Umfrage durchschnittlich mit der Note 3,43 bewertet worden, schreibt „Der Freie Zahnarzt“ unter Berufung auf das StuPa. Die Frage, ob sie sich aufgrund persönlicher Faktoren schon einmal benachteiligt gefühlt hätten, wurde von 49,6 Prozent der Studierenden mit Migrationshintergrund mit „ja“ beantwortet. Sortiert nach Geschlecht bejahten die Frage 23,1 Prozent der Studenten und 29,9 Prozent der Studentinnen. Die Frage „Wurdest du im Rahmen des Studiums schon mal sexuell belästigt, das heißt auch durch übergriffige Kommentare?“ beantworteten 79 Prozent der Studierenden mit „nein“. Etwa 8,5 Prozent hätten solche Kommentare allerdings schon einmal durch Lehrpersonen erlebt und 8,8 Prozent durch Patienten. Hunderte der Zahnis nutzten die Möglichkeit, per Freitext ihre Erfahrungen an der Uni zu schildern. Bestimmte Themen seien dabei immer wieder aufgegriffen worden, berichtet „Der Freie Zahnarzt“. Dazu gehört, dass sich die anonymisierte Abgabe praktischer Arbeiten zum Semesterende und eine zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (812) STRESS Stressbedingte Symptome der StuPA-Umfrage Teilnehmer Häufigkeit Gereiztheit Antriebslosigkeit Ja Schlafstörungen gestörtes Essverhalten Kopfschmerzen Suizidgedanken 0% 100% 80% 60% 40% 20% keine Angabe 69,0% 65,4 % 64,2 % 46,4% 55,8% 11,7%

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