zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (832) 38 | ZAHNMEDIZIN teilweise vital zu erhalten, um einen Abschluss der Wurzelentwicklung und damit eine bessere Stabilität des Zahnes zu erreichen [Krastl et al., 2021]. Bei der Festlegung der partiellen Pulpotomie als bevorzugte Maßnahme zur Vitalerhaltung ist zu berücksichtigen, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit der Pulpotomie unabhängig vom Ausmaß der Freilegung und dem Stadium des Wurzelwachstums bei über 90 Prozent liegt [Krastl et al., 2021; Bimstein und Rotstein, 2016; Cvek, 1978]. Diese Prognose bleibt auch durch eine zeitliche Verzögerung von mehreren Tagen nahezu unbeeinflusst. Bei der direkten Überkappung hingegen kann die Pulpa nur in 43 bis 90 Prozent der Fälle vital erhalten werden [Krastl et al., 2021a]. Die Amputation betroffener Pulpaareale bei der (partiellen) Pulpotomie stellt sicher, dass nur gesundes und regenerationsfähiges Gewebe erhalten bleibt. Bei der partiellen Pulpotomie wird zunächst die Kronenpulpa im Bereich der Expositionsstelle um circa 2 mm reduziert [Krastl et al., 2021; Bourguignon et al., 2020]. Dies erfolgt in Lokalanästhesie in einem aseptischen Arbeitsfeld mit einem schnell rotierenden Diamantschleifkörper unter Wasserkühlung (Abbildung 1). Kommt es intraoperativ zu einer anhaltenden Blutung von mehr als fünf Minuten, muss von einem lokal entzündeten Gewebe ausgegangen werden und eine vollständige Pulpotomie, das heißt die Entfernung der gesamten Kronenpulpa, kann in Erwägung gezogen werden. Abschließend wird sowohl bei der direkten Überkappung als auch bei der (partiellen) Pulpotomie die Pulpawunde mit einem pulpaverträglichen, bioaktiven Material (zum Beispiel hydraulischer Kalziumsilikatzement apl. Prof. Dr. med. dent. habil. Christian Gernhardt Medizinische Fakultät der Martin-LutherUniversität Halle-Wittenberg Department für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde Universitätspoliklinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Magdeburger Str. 16, 06112 Halle Foto: privat Prof. Dr. med. dent. Gabriel Krastl Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie/Zahnunfallzentrum Universitätsklinikum Würzburg Pleicherwall 2, 97070 Würzburg Foto: privat Empfehlung: Direkte Überkappung und Pulpotomie Empfehlungsgrad Direkte Überkappung: Bei kleinflächiger Eröffnungkann innerhalb der ersten Stunden nach Trauma die Pulpawunde, unabhängig vom Stadium der Wurzelentwicklung, direkt überkappt werden. (Partielle) Pulpotomie: Als bevorzugte Therapieoption sollte die partielle Pulpotomie durchgeführt werden. Konsensstärke: starker Konsens Abb. 1: Partielle Pulpotomie nach Zahntrauma [Einwag et al., 2022]: a: Schmelz-Dentin-Fraktur mit Pulpabeteiligung am Zahn 11, b: Exposition der Zahnpulpa über die gesamte Kronenbreite, c: Isolation des Zahns mit Kofferdam, d: Pulpotomie um etwa 2 mm, e: Applikation eines hydraulischen Kalziumsilikatzements, f: Wiederbefestigung des Fragments Foto: Matthias Widbiller a c d b e f ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.
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