40 | ZAHNMEDIZIN oder Kalziumhydroxid) abgedeckt und dieses einschließlich der freiliegenden Dentinoberfläche bakteriendicht versiegelt [Widbiller und Galler, 2018]. Gelingt die Vitalerhaltung der Pulpa nicht, sind selbstverständlich weiterführende endodontische Maßnahmen einzuleiten. Kronen-Wurzel-Fraktur Ist neben der Zahnkrone auch die Zahnwurzel beteiligt, spricht man von einer Kronen-Wurzel-Fraktur. In diesem Fall verläuft die Bruchlinie durch Schmelz, Dentin, Zement und möglicherweise die Zahnpulpa. Das koronale Fragment ist häufig gelockert, aber durch den parodontalen Faserapparat fixiert. Dann ist zunächst die Erhaltungsfähigkeit des Zahnes nach Entfernung des koronalen Fragments zu beurteilen und die geeignete Therapieoption zu wählen: direkte Restauration, Wiederbefestigung des Fragments oder Restauration nach chirurgischer oder kieferorthopädischer Extrusion. Die Vitalerhaltung der Pulpa ist in dieser Situation vor allem bei Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum wünschenswert. Die bereits beschriebenen Verfahren können jedoch nur im Fall einer direkten Restauration beziehungsweise Fragmentwiederbefestigung oder bei kieferorthopädischer Extrusion angewendet werden. Muss der Zahn chirurgisch extrudiert werden oder ist ein Wurzelstift zur Verankerung einer Restauration notwendig, ist eine Vitalerhaltung nicht möglich. Wurzelfraktur Bei Wurzelfrakturen spielt die Lage des Frakturspalts für die Prognose des Zahns eine entscheidende Rolle. Somit wird die Therapie wesentlich dadurch bestimmt, ob eine Kommunikation zwischen Frakturspalt und Mundhöhle besteht. Intraalveoläre Wurzelfraktur: Frakturen der Zahnwurzel nach einem Trauma verlaufen in der Regel schräg zur Zahnachse. Liegt der Frakturspalt intraalveolär, wie es bei Frakturen im apikalen oder im mittleren Wurzeldrittel meist der Fall ist, ist eine Verbindung zur Mundhöhle unwahrscheinlich (Abbildung 2). Das koronale Fragment sollte entsprechend erhalten werden, die Prognose ist gut [Abbott, 2019]. Dislozierte Fragmente werden zunächst repositioniert. Die weitere Therapie besteht in der Schienung des koronalen Fragments und zielt auf die pulpale Regeneration ab, wobei es im Idealfall zur Ausheilung durch Ablagerung von osteoidem Hartgewebe im Frakturbereich kommt [Andreasen und Hjorting-Hansen, 1967]. Die Schienungsdauer ist variabel und beträgt mindestens vier Wochen, bei Dislokation und erhöhter Beweglichkeit des Fragments bis zu zwölf Wochen [Bourguignon et al., 2020]. Bei vitaler Pulpa schließt sich die engmaschige Kontrollean. Bei sehr ausgeprägter Dislokation sowie bei Pulpanekrose ist eine Wurzelkanalbehandlung indiziert, die sich jedoch auf den koronalen Anteil beschränkt. Anzeichen für eine Nekrose sind eine fehlende Reaktion auf den Sensibilitätstest, laterale Läsionen im Bereich des Frakturspalts, eine zunehmende Diastase, eine anhaltende Lockerung des Fragments und ein deutlicher Perkussionsschmerz [Hülsmann, 1999]. Wurzelfraktur mit Kommunikation des Bruchspalts zur Mundhöhle: Bei weiter zervikal liegenden Frakturen wird zunächst geprüft, ob der Bruchspalt über die gingivale Tasche mit der Mundhöhle kommuniziert. Dazu wird zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (834) Empfehlung: Intraalveoläre Wurzelfraktur Empfehlungsgrad Bei negativem Sensibilitätstest und klinisch und/oder röntgenologisch sicheren Hinweisen auf vom infizierten Endodont ausgehende Veränderungen sollte eine auf das koronale Fragment beschränkte Wurzelkanalbehandlung erfolgen. Konsensstärke: starker Konsens Abb. 2: Heilungsverlauf bei Wurzelfraktur am Zahn 21: a: flexible Schienung mittels TTS-Schiene für vier Wochen, b: Wurzelfraktur im mittleren Wurzeldrittel, c: Röntgenkontrolle nach sechs Monaten Foto: Kerstin Galler a c b
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