78 | ZAHNMEDIZIN MUND-, KIEFER- UND GESICHTSCHIRURGIE Benigne nicht-odontogene Kieferhöhlenzysten Muhammad Shehadeh Bei einem Patienten mit vitalen Zähnen ohne Perkussionsempfindlichkeit und gesunder Gingiva zeigen sich im OPG auffällige zystische Läsionen am Boden der Kieferhöhle. Im Alltag der chirurgischen Überweisungspraxis bekommt man viele dieser Fälle zur weiteren Abklärung mit dem Verdacht auf eine Mukozele. Vorwiegend handelt es sich aber um eine harmlose Pseudo- oder Schleimretentionszyste im Sinus maxillaris, die zumeist keine Therapie benötigen. In diesem Artikel werden benigne nicht-odontogene zystische Läsionen der Kieferhöhle beschrieben und voneinander abgegrenzt. Dazu wird ein Fall über die Entfernung einer wachsenden Schleimretentionszyste dargestellt. Ein 40-jähriger Patient wurde zur Extraktion der Zähne 17 und 18 überwiesen. Aus dem Jahr 2018 lag eine Panoramaschichtaufnahme vor, auf der zystische Veränderungen in beiden Kieferhöhlen (Regio 17 sowie 26) sichtbar waren (Abbildung 1). Als Verdachtsdiagnose wurde „Schleimretentionszysten" in der Patientenakte eingetragen, bevor ein aktuelles OPG angefertigt wurde. Dort wurde eine ausgedehnte apikale Läsion an Zahn 17 sowie eine kleinere Läsion an 24 festgestellt (Abbildung 2). Beide waren klinisch druckdolent. Der Patient wurde über deren notwendige Therapie aufgeklärt. Neben der Extraktion der Zähne 18 und 17 wurden die Therapieoptionen des Zahnes 24 (Revision, Wurzelspitzenresektion oder Extraktion) erläutert. Der Patient entschied sich für die Wurzelspitzenresektion und wollte den Eingriff zu einem späteren Zeitpunkt durchführen lassen. Außerdem zeigten sich im Jahr 2022 die beiden Kieferhöhlenzysten deutlich vergrößert im Vergleich zur Voraufnahme aus 2018 – eventuell als Reaktion auf die entstandene apikale Parodontitis der benachbarten Zähne. Aufgrund der infektionsabhängigen Größenveränderung wurde die Verdachtsdiagnose in „Pseudozyste" geändert. Dem Patienten wurde aufgrund der Größe die Entfernung beider Zysten zur histologischen Absicherung empfohlen. Das wollte er sich noch überlegen. Die Zahnextraktion der Zähne 17 und 18 verlief komplikationslos. Drei Wochen später stellte sich der Patient zur Wurzelspitzenresektion an Zahn 24 vor. Nach schriftlicher Genehmigung des Patienten erfolgte eine Zystektomie in beiden Kieferhöhlen (Abbildungen 3 und 4). Auf der linken Seite wurden die Wurzelspitzenresektion und die Zystektomie zur Vermeidung eines Kontakts zwischen der infizierten Wurzelspitze Abb. 1: Das alte OPG zeigt zystische Läsionen Regio 17 und 26. zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (872)
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