Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

ZAHNMEDIZIN | 81 kontrollierte Studie berichtet über die Entstehung von Pseudozysten beim Vorhandensein von Allergien, bei nasalen Krankheiten (Obstruktion, laufende Nase, dicker Nasenausfluss, Atrophie der Nasenmuscheln, Verstopfung des Ostiums) und bei der Verwendung topischer nasaler Medikamente oder Tropfen [Rodrigues et al., 2017]. Da Pseudozysten normalerweise asymptomatisch sind, werden sie – wie die Retentionszysten – häufig bei einer routinemäßigen Röntgenuntersuchung erkannt [Gardner, 1984]. Radiologisch ist diese Zyste eine kuppelförmige, gut abgegrenzte, leicht röntgendichte Läsion auf dem intakten Boden der Kieferhöhle. Bei der Feinnadelaspiration zeigt sich eine visköse gelbe Flüssigkeit. Eine Biopsie ist nur erforderlich, um andere Differenzialdiagnosen auszuschließen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die antrale Pseudozyste eine harmlose Läsion ist und keine Behandlung benötigt [Sette-Dias et al., 2013]. Ein aktueller systematischer Review hat zwischen den gesamten Eigenschaften der Pseudo- und der Retentionszyste nur durch die Epithelbekleidung unterschieden, zumal das radiologische Erscheinen der beiden Zysten laut dieser Studie gleich war [Anitua et al., 2020]. Nach einer Analyse von 19 Studien zwischen 2007 und 2019 wurde festgestellt, dass es keine klaren Unterschiede zwischen Pseudozyste, Retentionszyste und einer Schleimhautverdickung gibt und dass jeder Behandler diese Entitäten individuell unterscheidet oder manchmal sogar einen Sammelbegriff für verschiedene Entitäten verwendet. Daher kann die bereits erwähnte Beschreibung und Prävalenz der Retentionszyste auch auf die Pseudozyste zutreffen. In verschiedenen Literaturstellen wird der Ursprung der Pseudo- und der Retentionszyste klar beschrieben, jedoch die radiologischen Unterschiede nicht. Auf der anderen Seite kann die fortgeschrittene Mukozele durch ihre Invasivität und Knochenerosion von der Pseudozyste sowie der Schleimretentionszyste radiologisch gut differenziert werden [Anitua et al., 2020]. Bei fehlenden klinischen Symptomen kann die Pseudozyste belassen und beobachtet werden. Eine Indikation zur Therapie ist bei klinischen Symptomen unbedingt gegeben. Die Therapiemöglichkeiten bestehen aus Aspiration, chirurgischer Enukleation oder therapeutischer Endoskopie [Chao et al, 2022]. Okklusionszyste Die Okklusionszyste ist eine seltene, allerdings typische Spätkomplikation operativer Eingriffe oder Traumata am Sinus maxillaris, die nach einigen Monaten, aber auch noch nach bis zu 30 Jahren auftreten kann. Als Vorgeschichte wird häufig ein früherer Caldwell-Luc-Eingriff oder eine andere Nasennebenhöhlenoperation berichtet [Ramakrishnan et al., 2020]. Mittlerweile werden die alten invasiven Interventionen in der Kieferhöhle dank der verbesserten medikamentösen und endoskopischen Therapieansätze nicht mehr häufig durchgeführt [Matheny and Duncavage, 2003]. Histopathologisch ähnelt die Okklusionszyste der Mukozele und kann in der Anfangsphase radiologisch ebenso schwer von der Pseudo- und der Retentionszyste differenziert werden [Araujo et al., 2014]. Eine Studie berichtet über die mögliche – aber sehr seltene – Entstehung einer Okklusionszyste nach Wurzelspitzenresektion oder schwieriger Zahnentfernung im Seitenzahnbereich des Oberkiefers [Redman und Rodrigues-Feo, 2020]. Wenn die Okklusionszyste nicht vollständig entfernt wird, ist ein Rezidiv zu erwarten. Fazit „ Mukozelen und Okklusionszysten sind seltene zystische Bildungen in der Kieferhöhle und dementsprechend auch selten in der Zahnarztpraxis; sie bedürfen jedoch einer chirurgischen Therapie. „ Pseudozysten und Retentionszysten sind sehr schwer voneinander zu unterscheiden; allerdings ist die radiologische Beobachtung beim Fehlen klinischer Symptome zunächst ausreichend. „ Die sicherste Diagnosestellung bei unklaren Entitäten kann nur durch eine histologische Untersuchung erfolgen. zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (875) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abb. 4: Postoperatives OPG nach Zystektomie beidseits Foto: Gemeinschaftspraxis Dres. Weinsheimer-Jarms & Partner

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=