Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

„Gehe nicht über Los!“ Vorschau „Bankirrtum zu Ihren Gunsten.“ Das ist ein Klassiker – und womöglich eine der beliebtesten Ereigniskarten bei Monopoly. Im Mutterland des Brettspiels sahen sich jetzt 65 ZahnärztInnen und ÄrztInnen ebenfalls mit einem folgenschweren Irrtum konfrontiert, allerdings einem höchst unerfreulichen. Am Ende ihres Berufslebens, genauer: an der Schnittstelle zum Ruhestand, fiel plötzlich auf, dass es bei der Buchung ihrer Dienstjahre in der US-Navy zu einem Fehler gekommen war. Ergebnis: Statt die lang ersehnte Weltumsegelung antreten zu können, müssen die gebeutelten MedizinerInnen noch drei oder vier Jahre länger als ÄrztInnen der Reserve antreten. So meldet es NBC News. Das wäre dem Kollegen Lionel Guedj nicht passiert. Der französische Zahnarzt hatte 2005 seine Praxis im Norden von Marseille eröffnet und ging schon 2022 in Rente. Berichten zufolge war Guedj von Anfang an eher der „Gehe direkt auf Los“-Typ. Schon fünf Jahre nach der Praxisgründung galt er mit einem geschätzten Monatseinkommen von 80.000 Euro als der bestverdienende Zahnarzt seines Landes. Sie ahnen, dass Guedj es mit den Spielregeln nicht ganz so genau nahm. Seine Methode (laut Kriminalbericht und Gutachten): Nach dem ersten Termin erstellte er systematisch einen Behandlungsplan, um möglichst viele Zähne erst abzutöten und hinterher zu überkronen. Bis dieses Vorgehen auffiel, hatte Guedj 28-mal mehr Zahnersatz abgerechnet als seine Durchschnittskollegen in demselben Zeitraum. Den schnöden Mammon fest im Blick führte er seine Behandlungen obendrein so zackig aus, dass viele Patienten anschließend über Entzündungen, Abszesse, Geschwüre oder schlecht sitzenden Zahnersatz klagten. Ein paar Jahre mogelte sich Guedj durch, schließlich reichten mehr als 300 seiner PatientInnen Klage ein. In der Folge kam dann raus, dass der Zahnarzt sogar reihenweise Röntgenaufnahmen mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms verändert hatte, um Behandlungsvorwände überhaupt erst zu schaffen. Am Ende rechnete Guedj so viele Eingriffe ab, dass sein Arbeitstag bis zu 52 Stunden hätte dauern müssen, heißt es – und rasierte der Anklage zufolge dabei etwa 3.900 gesunde Zähne, im Schnitt elf pro Patient. Die Anklage lautete auf mutwillige Körperverletzung mit Verstümmelung in mehr als 300 Fällen – auch dafür gibt es bei Monopoly ein Kärtchen: „Gehe (für acht Jahre) ins Gefängnis. Begib dich direkt dort hin. Gehe nicht über Los ...“ THEMEN IM NÄCHSTEN HEFT – ZM 12 ERSCHEINT AM 16. JUNI 2023 POLITIK SindMVZ wirklich so gute Arbeitgeber? Eine Studie hat die Arbeitsbedingungen in Medizinischen Versorgungszentren untersucht. ZAHNMEDIZIN Lachgassedierung bei Kindern Eine Alternative zu Narkosesanierungen Fotos: Stephan Dinges – stock.adobe.com; HNFOTO – stock.adobe.com; Mhd Said Mourad zm113 Nr. 11, 01.06.2023, (1004) 106 | ZU GUTER LETZT

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