ZAHNMEDIZIN | 47 zm113 Nr. 11, 01.06.2023, (945) plantation zusammen mit der Zahnwurzelextraktion erfolgt, sollte die Möglichkeit der Ridge preservation geprüft werden. Wenn eine Versorgung mit Zahnimplantaten erfolgt, dann nicht in der Akutphase des Traumas, sondern nach Abheilung der Weichteilwunden und der direkten allgemeinen Traumafolgen (Abbildung 5). Alveolarfortsatzfrakturen Dislokationsverletzungen von Zähnen können nicht selten mit einer Fraktur des zahntragenden Alveolarfortsatzes kombiniert sein, die auf Panoramaschichtaufnahmen oder gegebenenfalls weiterführenden Aufnahmen (Einzelzahnfilm, DVT) zur Darstellung kommen. Je nach Schweregrad wird hier zwischen einer partiellen Fraktur (Bruch der vestibulären oder oralen Alveolenwand) und einer vollständigen (Bruch der vestibulären und oralen Alveolenwand) im Sinne einer dislozierten beziehungsweise nicht dislozierten Fraktur des Alveolarfortsatzes unterschieden. Klinisch findet sich neben häufigen, meist vertikalen Schleimhauteinrissen gegebenenfalls eine tastbare Stufenbildung (Abbildung 6). Dislozierte Alveolarfortsatzfrakturen gehen in der Regel mit einer Okklusionsstörung einher, die Sensibilität der betroffenen Zähne geht dabei häufig verloren. Die Therapie der Alveolarfortsatzfrakturen weist einige Besonderheiten auf, die in der entsprechenden Empfehlung der Leitlinie aufgeführt sind. Schlussfolgerung Das chirurgische Management von dentalen Traumata erfordert die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten, Kieferchirurgen und Kieferorthopäden. Bei komplexen Traumata ist eine chirurgische Intervention unvermeidlich. Dabei ist es entscheidend, die richtige Indikation und chirurgische Technik zum geeigneten Zeitpunkt zu wählen, um eine bestmögliche Prognose für den betroffenen Zahn beziehungsweise Kieferabschnitt und sein umliegendes Gewebe zu erreichen. Eine sorgfältige Nachsorge und eine regelmäßige Kontrolle sind unerlässlich, um eine langfristige Stabilität und Funktionalität für die Kinder und Jugendlichen sicherzustellen. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. CME AUF ZM-ONLINE Chirurgische Aspekte Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Empfehlung Alveolarfortsatzfrakturen Empfehlungsgrad Konsensbasierte Empfehlung: – zeitnahe geschlossene manuelle Reposition des dislozierten zahntragenden Kieferabschnitts, um Okklusionsstörungen und Stufenbildungen zu beseitigen – anschließend Immobilisation des betroffenen Kieferabschnitts für circa 4 bis 6 Wochen über eine rigide Schienung (Tabelle 1) – Die Schienung soll über eine zahngetragene Draht-Kunststoffschiene erfolgen. – Kompromiss in der Schienungszeit bei kombinierten Zahn-/ Alveolarfortsatz-Verletzungen (Zähne: flexibel; Knochen: rigide) nach der individuellen Situation – Falls mittels manueller Reposition keine zufriedenstellende Einstellung der Okklusion und/oder Stabilisierung der Fragmente möglich: offene Reposition der Fraktur und gegebenenfalls Fixation durch Mikroplattenosteosynthese Konsensstärke: starker Konsens Abb. 6: Fallbeispiel Defektfraktur des Oberkieferalveolarfortsatzes: A) Das coronare CT zeigt eine Impressionsfraktur der Oberkieferfront mit Beteiligung der Apertura piriformis. Man beachte das luxierte Septum. Merke: Daher auch endonasale Inspektion bei OK-Frontzahntrauma. B) Situs nach Fixation der Fragmente mit Mikroplatten: Die Zähne 12 und 11 (intrusiv disloziert mit Wurzelfraktur) konnten nicht erhalten werden. Aufgrund der Enttrümmerung resultiert ein Defektzustand. C) Augmentation mit Knochenersatzmaterial (hier: demineralisierte Knochenmatrix), D) Situs nach Wundverschluss und plastischer Deckung, E) Konsolidiertes Augmentat vor Materialentfernung bei geplanter Implantatversorgung, F) Ausschnitt OPG: nach Mikroplattenosteosynthese, Entlastung des Septumhämatoms und Schienung des reponierten Nasenseptums Foto: Andreas Neff A E C D B F
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