Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

ZAHNMEDIZIN | 49 fehlenden Lippenbedeckung der Schneidezähne können von einer frühzeitigen kieferorthopädischen Korrektur vor der zweiten Wechselgebissphase profitieren [Bauss et al., 2008]. Malokklusionen erhöhen das Risiko für traumatische Zahnverletzungen [Bauss et al., 2008; Corrêa-Faria et al., 2016; O'Mullane, 1973]. Eine kieferorthopädische Behandlung für Kinder mit solchen Merkmalen (Abbildung 1) könnte daher hilfreich sein, um Frontzahntraumata sowie die daraus resultierenden Spätfolgen zu verhindern. Eine kontinuierlich aktualisierte Serie von Cochrane-Reviews [Thiruvenkatachari et al., 2015; Thiruvenkatachari et al., 2013] zur Behandlung von KlasseII-Malokklusionen bestätigt aktuell [Batista et al., 2018] den Vorteil einer frühen (zweiphasigen) Behandlung bei der Reduktion der Inzidenz von Schneidezahntraumata. Auch ein Sportmundschutz kann vor einem Frontzahntrauma schützen. Dabei sind eine kieferorthopädische Behandlung (= Zahnbewegung) und das Tragen eines Sportmundschutzes kein Gegensatz. In Abhängigkeit von der Sportart, der potenziell einwirkenden Gewalt und der Größe des Mundes ist der Aufbau des Sportmundschutzes anzupassen. Die Industrie bietet eine Vielzahl von Sportmundschutztypen an. Als Goldstandard gelten jedoch individuell aus EVA-Folien auf Modellen im Druckformverfahren hergestellte Sportmundschutze [Oh und Jost-Brinkmann, 2013]. Ein perfekt sitzender Mundschutz ist Voraussetzung für die Akzeptanz und den optimalen Schutz kombiniert mit maximaler Leistungsfähigkeit [Ohlendorf et al., 2012]. Um Risiken zu erkennen und Sportler qualifiziert beraten zu können, gehört die Frage nach dem betriebenen Sport in jeden zahnärztlichen Anamnesebogen. Zahnärztinnen und Zahnärzte sollten schon während ihres Studiums an die Sportzahnmedizin herangeführt werden. zm113 Nr. 11, 01.06.2023, (947) Univ.-Prof. Dr. Christopher J. Lux Mund-, Zahn- und Kieferklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, Poliklinik für Kieferorthopädie Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg Foto: UKHD Carolien Bauer Mund-, Zahn- und Kieferklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, Poliklinik für Kieferorthopädie Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg Foto: UKHD Dr. med. dent. Lutz Hodecker Mund-, Zahn- und Kieferklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, Poliklinik für Kieferorthopädie Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg Foto: UKHD Prof. Dr. med. dent. Paul-Georg Jost-Brinkmann Mund-, Zahn- und Kieferklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, Poliklinik für Kieferorthopädie Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg Foto: Charité Abb. 1a: Nahaufnahme der Mundpartie eines neunjährigen Patienten: Klinisch auffällig ist die Klasse II/1 mit vergrößerter sagittaler Frontzahnstufe und inadäquater Lippenbedeckung. Foto: UKHD Abb. 1b: Boxer mit einem dreilagigen EVA-Mundschutz: Der in der Front 7 mm dicke Mundschutz verdrängt die Oberlippe und verhindert Quetschungen und Schwellungen. Zudem schützen tiefe Einbisse der unteren Zähne in den Sportmundschutz vor Verletzungen des Unterkiefers und der Gelenke. Foto: Paul-Georg Jost-Brinkmann Empfehlung Prävention Empfehlungsgrad Konsensbasierte Empfehlung: Zur Prävention sollte das Tragen eines Sportmundschutzes bei Kontaktsportarten empfohlen werden, da dadurch die Inzidenz eines Frontzahntraumas deutlich verringert werden kann [Fernandes et al., 2019]. Konsensstärke: starker Konsens

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