Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

50 | ZAHNMEDIZIN Maßnahmen bei KronenWurzel-Frakturen ScheintnachKronen-Wurzel-Frakturen der Zahnerhalt grundsätzlich möglich, stehen verschiedene Behandlungsalternativen zur Verfügung, die maßgeblich davon abhängen, ob die Defektlokalisation eine suffiziente restaurative Versorgung zulässt beziehungsweise mit welchen Mitteln diese erreicht werden kann [Krastl et al., 2011]. Neben der adhäsiven Fragmentbefestigung, der restaurativen Versorgung der zugänglichen supragingivalen Bereiche, der restaurativen Versorgung nach chirurgischer Kronenverlängerung oder chirurgischer Extrusion kann auch eine restaurative Versorgung durch eine vorherige kieferorthopädische Extrusion ermöglicht werden. Im Hinblick auf Kronen-Wurzel-Frakturen beziehungsweise zervikale Wurzelfrakturen stellt die kieferorthopädische Extrusion eine schonende Behandlung von Vorteil dar, da bei schneller Extrusion die Gingivahöhe erhalten bleibt. Prapas et al. unterscheiden hierbei die klassische langsame kieferorthopädische Extrusion (maximal 1-2 mm pro Monat) durch leichte Kräfte und die schnelle Extrusion, bei der der Zahn mit starken Kräften aus der Alveole bewegt wird (3-4 mm pro Monat) [Prapas et al., 2008]. Während bei der langsamen Extrusion Alveolarknochen und Weichgewebe dem Zahn in gleichem Ausmaß zu folgen scheinen, bleiben bei der schnellen Extrusion die umgebenden Gewebe weitgehend zurück [Prapas et al., 2008]. Um bei einer schnellen kieferorthopädischen Extrusion sicherzustellen, dass keine limbale Knochenapposition durch eine Mitwanderung der Gingiva erfolgt, sollte dabei in regelmäßigen Abständen eine suprakrestale Fibrotomie durchgeführt werden [Carvalho et al., 2006]. Wird bei der kieferorthopädischen Extrusion keine regelmäßige suprakrestale Fibrotomie durchgeführt, kommt es auch zu einer Koronalverlagerung von Gingiva und Knochen. Dies ist bei einer nachfolgend angestrebten restaurativen Versorgung, die die Frakturränder in der Restauration fassen soll, in der Regel nicht erwünscht [Carvalho et al., 2006]. Langsame kieferorthopädische Extrusionen mit moderaten kieferorthopädischen Kräften ohne suprakrestale Fibrotomien hingegen können indiziert sein, wenn Gewebe aufgebaut werden soll oder Gingivaverläufe kieferorthopädisch korrigiert werden sollen [Prapas et al., 2008; Bauer et al., 2022]. Eine Sonderform der kieferorthopädischen Extrusion ist die kieferorthopädische Extraktion, bei der die gesamte Wurzel langsam und kontrolliert aus der Alveole gehoben und am Ende exzm113 Nr. 11, 01.06.2023, (948) Abb. 2a Abb. 2b Abb. 2c Abb. 2d Abb. 2: Kombinierte langsame und schnelle Extrusionbei einem 47-jährigen Patienten nach Fahrradsturz und Frontzahntrauma im Sinne einer subgingivalen Wurzelquerfraktur: a: intraorale klinische Ausgangssituation: Lockerungsgrad I mit einer gingivalen Rezession von 1 mm an Zahn 21 (grüne Linie). Die Wurzelquerfraktur ist auf dem ersten Blick nicht erkennbar. b: 3-D-Darstellung des DVTs im OsiriX DICOM-Viewer (Grauwerte werden in Farbraum übersetzt), die eine unvollständige zervikale Wurzelquerfraktur (grüne Markierung) zeigt c: eingesetzte Extrusionsapparatur (LaserMelting-Apparatur zur Verankerung mit langwegiger Kraftquelle über einen Vollbogen an Zahn 21) mit anfänglich langsamer Extrusion (0,5-0,8 N), um den Zahnfleischverlauf zu harmonisieren (Hersteller: OrthoLIZE GmbH, Nienhagen): Die Miniplast-Schiene wurde eingesetzt, um die eingekürzte Krone von Zahn 21 ästhetisch zu retuschieren, da der Patient eine beruflich exponierte Position ausübt. d: Durchführung der zirkumferenten Fibrotomie nach angeglichenem Gingivaverlauf und Beginn der schnellen Extrusion (1,5 N) zur Gewinnung der notwendigen Stumpfhöhe vor der konservierenden Versorgung e: Zustand nach abgeschlossener kombinierter langsamer und schneller Extrusion von Zahn 21 und konservierendem Aufbau Abb. 2e Fotos: UKHD, [Bauer et al. 2022]

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