Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

64 | POLITIK UMFRAGE ZU MEDIZINSTUDIERENDEN IM PJ Lückenbüßer im Dauereinsatz 40 bis 50 Stunden im Dauereinsatz, Nachtschichten und Dienste an Wochenenden – angehende Ärztinnen und Ärzte im Praktischen Jahr (PJ) sind oft stark belastet. Grund ist der Personalmangel in Krankenhäusern. Das geht aus dem online erfolgten „PJ-Barometer 2023“ des Marburger Bundes (MB) hervor. An der Umfrage hatten im März und April dieses Jahres rund 1.700 PJler sowie Ärztinnen und Ärzte teilgenommen, deren PJ nicht länger als drei Jahre zurückliegt. Zwei Drittel der Befragten sind weiblich, was mit dem aktuellen Anteil von Frauen unter den Medizinstudierenden korrespondiert. 55 Prozent der Befragten verbrachten im Rahmen des ersten PJ-Tertials 40 bis 50 Stunden pro Woche im Krankenhaus. Bei fünf Prozent waren es sogar mehr. Etwa 40 Prozent waren weniger als 40 Stunden in der Klinik. Nach der ärztlichen Approbationsordnung sollen die Studierenden „in der Regel ganztägig an allen Wochenarbeitstagen im Krankenhaus anwesend sein“ – das schließe regelmäßige Anwesenheitszeiten von mehr als 40 Stunden pro Woche und zusätzliche Dienste eigentlich aus und widerspreche dem Ausbildungscharakter des PJ, kommentiert der MB die Ergebnisse. Dienste in der Nacht und an Wochenenden kommen demnach bei 47 Prozent der PJler jedoch regelmäßig vor; 52 Prozent von ihnen leisteten durchschnittlich einmal im Monat einen Dienst außerhalb der regelhaften Anwesenheitszeit, 27 Prozent zwei Dienste und 21 Prozent sogar drei Dienste und mehr im Monat. Für diese zusätzliche Leistung erhielten die wenigsten eine Entlohnung außerhalb der PJ-Aufwandsentschädigung: Nur 20 Prozent der Befragten bekommen eine Entschädigung, 80 Prozent gehen der Umfrage zufolge leer aus. Probleme gibt es auch bei der Lehre, heißt es weiter. Ein Teil der Befragten habe während des PJ nicht die fachliche Unterstützung erfahren, die zu erwarten gewesen wäre. Nur 58 Prozent der Teilnehmenden hätten Mentoren oder Lehrbeauftragte, die sie fachlich oder persönlich während des ersten PJ-Tertials unterstützen. Bei 42 Prozent der Befragten fehle es an diesem Mentoring. Auch die Freitextantworten in der Umfrage zeigten, dass es eines der größten Anliegen der Studierenden sei, mehr fachliche Anleitung zu bekommen. Auf die Aufgaben im PJ hatten sich 45 Prozent der Teilnehmenden in praktischer Hinsicht ausreichend vorbereitet, 44 Prozent verneinten dies und knapp elf Prozent antworteten mit „weiß nicht“. Nicht mehr als ein kostenloser Hakenhalter Die Antworten ergaben laut Barometer, dass angesichts der schwierigen Personalsituation in den Kliniken PJler überall dort im Einsatz sind, wo sie gerade in der Versorgung gebraucht werden. Diese Situation sei sich auch anhand der Freitextantworten zu erkennen. Auf die Frage, was zur Verbesserung des PJ beitragen könne, lautet eine Antwort: „Verpflichtende Standards, Kontrolle der Lehreinrichtungen, alles was dazu führt, dass man nicht ausnahmslos als kostenloser Hakenhalter/Blutabnehmer verwendet wird.“ Die Befragung ergab auch, dass ein Großteil der PJler (77 Prozent) ärztliche Kernleistungen ohne Anleitung und Aufsicht der Ausbilder übernimmt. Dazu gehören zum Beispiel Anamnesen, Untersuchungen, Diagnosestellungen und Aufklärungsgespräche. An erster Stelle rangieren jedoch delegationsfähige Leistungen wie Injektionen, Verbandswechsel oder Blutentnahmen (97 Prozent). Häufig erledigen PJler auch nichtmedizinische Aufgaben, wie etwa Botengänge (83 Prozent), die kein anderer machen will oder kann. AnMehr als die Hälfte der Medizinstudierenden im Praktischen Jahr verbringt 40 bis 50 Stunden pro Woche in der Klinik, auch Dienste in der Nacht und an Wochenenden sind im letzten Abschnitt des Medizinstudiums keine Seltenheit. Grund für die wachsende Belastung der angehenden Ärztinnen und Ärzte ist der Personalmangel in den Krankenhäusern. Foto: PJ Barometer 2023 Marburger Bund zm113 Nr. 11, 01.06.2023, (962)

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