Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

70 | GESELLSCHAFT AUSSTELLUNG ZUM APPROBATIONSENTZUG BEI JÜDISCHEN ÄRZTEN VOR 85 JAHREN „Fegt alle hinweg, die die Zeichen der Zeit nicht verstehen wollen“ Kay Lutze Dieser Aufruf des Vorsitzenden des nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes und späteren Reichsärzteführers Gerhard Wagner vom März 1933 ist nichts anderes, als die Aufforderung an die Ärzteschaft und die Bevölkerung, die jüdischen Medizinerinnen und Mediziner der Entrechtung und letztendlich der Vernichtung preiszugeben. Die Ausstellung „Enteignet, vertrieben, ermordet – Zum Approbationsentzug jüdischer Ärztinnen und Ärzte“ ist den jüdischen Ärztinnen und Ärzten gewidmet, denen im Jahr 1938 die Approbation zwangsweise entzogen wurde. Der von den nationalsozialistischen Machthabern per Gesetz verfügte Approbationsentzug kam einem Berufsverbot gleich. Die Schau widmet sich im Rahmen des 127. Deutschen Ärztetages 2023 der Verdrängung jüdischer Ärztinnen und Ärzte aus ihren Stellungen und Ämtern. Zur Eröffnung am 15. Mai hielt der President of the Israel Medical Association, Prof. Zion Hagay, eine kurze Rede, in der er die gute Zusammenarbeit mit den deutschen KollegInnen unterstrich. Der Leiter der Alten Synagoge, Dr. Uri-Robert Kaufmann, erinnerte daran, dass jüdische Mediziner erst seit 1678 zum Medizinstudium auf deutschem Territorium in Frankfurt an der Oder zugelassen worden waren. Davor mussten sie Universitäten in Italien besuchen. Die Schau besteht aus zwei Teilen. Der erste wurde bereits 2008 konzipiert und zeigt das Schicksal verfolgter Ärzte im süddeutschen respektive bayerischen Raum. 2018 kam es zur Kooperation mit der Ärztekammer Nordrhein, in Mit ausgewählten Biografien dokumentiert die Ausstellung eindrücklich, wie die NSVerordnungen und -Gesetze Lebensgeschichten zerstörten. zm113 Nr. 11, 01.06.2023, (968) Kay Lutze Historiker, M.A. Fotos: Lutze

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