Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

TITEL | 21 Einer damals dort angestellten Zahnärztin zufolge sollten sich die tunesischen Zahnärzte jedoch mindestens für fünf Jahre an Proxidentaire binden, andernfalls drohe eine Strafe von 100.000 Euro. Ein Vertrag, der Juristen zufolge eindeutig illegal, weil missbräuchlich ist, und außerdem gegen das Berufsrecht verstößt. Wie die Zahnärztin weiter berichtete – und was von ihren Kollegen einhellig bestätigt wurde – erhielten sie regelmäßig die Anweisung, so viele Kostenpläne wie möglich aufzusetzen und ungeachtet der medizinischen Indikation die teuersten Behandlungen durchzuführen. Mittlerweile sind die Gründer von Dentexia verurteilt wegen „bandenmäßigen Betrugs“, „irreführender Geschäftspraktiken“, „schwerer Täuschung“ und „Steuerbetrugs“. Viele ehemalige Patienten von Proxidentaire haben sich in einem Opfer-Kollektiv zusammengeschlossen und klagen zusammen gegen das Zentrum. Dessen Betreiber stehen ebenfalls vor Gericht. Die Vorwürfe reichen von irreführenden Geschäftspraktiken, über Gefährdung der menschlichen Gesundheit, Betrug der Sozialversicherung bis zur illegalen Ausübung des Chirurgenberufs. Proxidentaire-Geschäftsführer JeanChristophe Marie, ein gelernter Dachdecker, hatte Proxidentaire übrigens erst 2020 als reines Investitionsobjekt gegründet. Wen es interessiert: Der Mann hat sich inzwischen offenbar nach Dubai abgesetzt. ck AUSBLICK Das am 15. Mai veröffentlichte Gutachten „Verfassungs- und europarechtliche Grenzen verschärfter und neuer Verbote und Beschränkungen betreffend die Träger- und Inhaberstrukturen von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ)" des Bundesverbandes der Betreiber medizinischer Versorgungszentren (BBMV) wird in den zm in einer der kommenden Ausgaben ausführlich von Univ.-Prof. Dr. Helge Sodan kommentiert. Er ist Lehrstuhlinhaber für Staats- und Verwaltungsrecht, Öffentliches Wirtschaftsrecht und Sozialrecht an der Freien Universität Berlin. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und die Bundeszahnärztekammer werden in dem Zusammenhang auf Basis von statistischen Zahlen die gesamte Entwicklung am Markt mit Blick auf die Versorgung bewerten.

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