POLITIK | 25 zm113 Nr. 12, 16.06.2023, (1027) DENTALKETTEN IN SPANIEN „Die übliche Geschichte!“ Nach iDental, Funnydent, Dental Line und Dentix hat mit der Grupo Dental SmyDent Ende März eine weitere Dentalkette in Spanien dichtgemacht und ihre Patienten im Stich gelassen. Doch die Regierung tut: nichts. Von heute auf morgen standen die Patienten bei SmyDent in Madrid vor verschlossenen Türen. Ihre Behandlung hatten sie in der Regel bar im Voraus bezahlt oder per Kredit finanziert. Jetzt bleiben sie mit unvollendeten Therapien zurück. Ob sie wenigstens ihr Geld zurückbekommen? „Die Patienten werden höchstwahrscheinlich vor Gericht ziehen müssen, und sowohl das Unternehmen als auch die Verantwortlichen werden höchstwahrscheinlich zahlungsunfähig sein", prophezeit der Sprecher der Verbraucherorganisation Facua, Rubén Sánchez: „La historia de siempre." Die übliche Geschichte. Spaniens Zahnärztekammerpräsident Óscar Castro Reino forderte auf der Frühjahrstagung der Federation of European Dental Competent Authorities and Regulators (FEDCAR) Anfang Mai erneut die wirksame Anwendung eines längst in Kraft getretenen Gesetzes, wonach jedes Unternehmen, das zahnmedizinische Leistungen erbringt, in den Händen von Zahnärzten sein muss und den ethischen Grundsätzen des Berufsrechts unterliegt. Die Kammer stellte in dem Zusammenhang klar, das einer der Eigentümer und Gründer von Smydent, kein Zahnarzt ist und forderte das Gesundheitsministerium erneut auf, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um eine Fortschreibung der Skandale zu verhindern. Dieses bereits 2007 verabschiedete Gesetz schreibt eigentlich vor, dass die Mehrheit des Kapitals und der Stimmrechte in den Händen von Zahnärzten und ihrer Vertretungen zu liegen hat. Doch wird diese Regelung durch Zwischengesellschaften umgangen, mit deren Hilfe die Investoren die Kontrolle über die Ketten an NichtZahnärzte übertragen können. Vorgesehen ist in dem Gesetz zudem, dass auch für die Dentalketten eine Kammermitgliedschaft Pflicht ist, wie es bei den selbstständigen Zahnärzten der Fall ist. Wie viele Patienten sollen den Ketten noch zum Opfer fallen? Fast fünf Jahre ist es her, dass der iDental-Skandal Wogen schlug. Doch weder die Vorgängerregierung noch die derzeitige Regierung habe irgendeine Änderung der Vorschriften für Zahnkliniken auf den Weg gebracht, um den Schutz der Verbraucherrechte in diesem Bereich zu gewährleisten, kritisiert Facua. Am dringlichsten sei dabei der verpflichtende Abschluss einer Haftpflichtversicherung für die Kliniken, damit das Risiko einer Schließung oder eines Konkurses abgedeckt ist. „Die erste Schließung einer Zahnklinikkette, nämlich die von iDental, ist nun fünf Jahre her", ruft Sánchez in Erinnerung. „Wie viele Tausende von Patienten müssen noch auf die Liste der Opfer gesetzt werden, bevor endlich jemand einen Finger rührt und auf die Geschehnisse reagiert?" Smydent unterhielt außer im Zentrum von Madrid auch Kliniken in Torrejón, Alcorcón und Leganés, San Blas, Vallecas und Badalona. Die betroffenen Patienten wollen jetzt eine Sammelklage gegen die Kette einreichen. ck In Spanien gibt es 23 zahnmedizinische Fakultäten, mehr als 40.000 Zahnärzte und ein Verhältnis von einem Zahnarzt pro 1.190 Einwohner. Doch die Zahnmedizin wird nicht von der Krankenversicherung abgedeckt, weshalb nur 51 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal pro Jahr zum Zahnarzt geht und Billig-Dentalketten leichtes Spiel haben. Foto: Prod. Numérik_stock.adobe.com
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