Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

34 | POLITIK AKTION ZAHNFREUNDLICH ZUR NEUEN WHO-RICHTLINIE „Praxen sollten weiter Süßstoffe empfehlen!“ In einer neuen Richtlinie empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), zuckerfreie Süßstoffe nicht als Mittel zur Gewichtskontrolle einzusetzen: Man nimmt nicht ab und sie schaden der Gesundheit. Die Aktion Zahnfreundlich weist darauf hin, dass die Richtlinie auf Studien mit geringer Evidenz beruht und sieht weiterhin die Berechtigung, Süßstoffe zur Reduktion der Karieslast zu empfehlen. Die Richtlinie basiere nicht auf toxikologischen Bewertungen zur Sicherheit einzelner zuckerfreier Süßstoffe, stellt die WHO klar. Sie sei daher nicht dazu gedacht, die von den Vereinten Nationen festgelegten Leitlinien zu sichern oder die maximalen Aufnahmemengen zu aktualisieren oder zu ersetzen. Gleichwohl deuteten Ergebnisse darauf hin, dass die Verwendung von zuckerfreien Süßungsmitteln (NSS) „keinen langfristigen Nutzen bei der Reduzierung des Körperfetts bei Erwachsenen oder Kindern bringt". Mehr noch: Die Ergebnisse sprechen dafür, „dass die Langzeitanwendung von NSS potenziell unerwünschte Auswirkungen haben könnte, wie etwa ein erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Mortalität bei Erwachsenen.“ In der EU seien elf Süßstoffe als Zusatzstoffe durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zugelassen, die als sicher gelten, schreibt dazu Prof. Dr. Stefan Zimmer, Leiter des Departments für Zahn- Mund- und Kieferheilkunde an der Universität Witten/Herdecke und Vorsitzender der Aktion Zahnfreundlich: „ Acesulfam K (E 950), „ Aspartam (E 951), „ Cyclamat (E 952), „ Saccharin (E 954), „ Sucralose (E 955), „ Thaumatin (E 957), „ Neohesperidin DC (E 959), „ Steviolglycoside (E 960), „ Neotam (E 961), „ Acesulfam-Aspartamsalz (E 962) „ und Advantam (E 969). „Die WHO-Richtlinie ändert daran nichts. Da Süßstoffe in der Zahnmedizin zur Kariesvorbeugung empfohlen werden und in vielen zahnfreundlich getesteten Produkten enthalten sind", interpretiert Zimmer die Richtlinie für die Zahnmedizin. „Der Ersatz von freiem Zucker durch NSS hilft auf lange Sicht nicht bei der Gewichtskontrolle“, heißt es in der Die Aktion Zahnfreundlich rät weiterhin, bei der Ernährungsberatung in der Zahnarztpraxis auf den Nutzen von Süßstoffen, insbesondere zum Süßen von Getränken sowie in Süßigkeiten und Kaugummis hinzuweisen. Foto: adragan -stock.adobe.com zm113 Nr. 12, 16.06.2023, (1036)

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