Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

42 | ZAHNMEDIZIN komfort abnimmt [Sari et al., 2011]. Nebenwirkungen und Komforteinbußen gehen wiederum zulasten der Adhärenz. Eine sorgfältige klinische Untersuchung geht deswegen der Bauart-Wahl und der Bauart-Planung voraus. Dazu gehören die Erfassung der intermaxillären Platzverhältnisse in der protrudierten Kieferstellung genauso wie die der Lippenkompetenz oder der Zungenmorphologie. Die Abbildungen 3 und 4 zeigen einen schwierigen klinischen Fall mit defizitärem nasomaxillärem Komplex, wo das anteriore Protrusionselement eine große vertikale Sperrung erzeugt und damit die dysfunktionale Mundatmung weiter unterhalten hat. Durch einen Bauartwechsel auf eine lateral gekuppelte Schiene konnten die vertikale Dimension reduziert und der Lippenschluss verbessert werden. Neben einer geringen vertikalen Dimensionierung kommt außerdem der Minimierung der oralen und der labialen Dimensionierung eine wichtige Rolle zu. Orale Schienenanteile schränken insbesondere im Bereich des anterioren Gaumens die physiologische Einlagerung der Zunge ein und können eine kontraproduktive Retralverlagerung der Zunge mit Einengung des Rachenraums bewirken [Sari et al., 2011]. Einschichtige Schienen wie die F-UP S® oder die Prosomnus®-Schienen bieten wegen ihrer geringeren Materialmindeststärke gegenüber zweischichtigen Schienen Vorteile hinsichtlich ihres geringeren Volumens. Eine weitere Möglichkeit zur Reduzierung des Schienenvolumens ist die Skelettierung. Schienen wie die HUPS® oder die Panthera Classic® sind Beispiele für Produkte, die labial und oral im anterioren Bereich auf eine vollständige Zahnbedeckung grundsätzlich oder optional verzichten, um befundabhängig die vertikale Dimension gerade in Tiefbisssituationen gering zu halten und um den Zungenraum und den Lippenschluss nicht durch Schienenanteile zu beeinträchtigen. Die F-UPS pt® kann dabei okklusal punktuell perforiert werden, um die vertikale Dimension in der Therapieposition an intermaxillären Engstellen, zum Beispiel in Fällen mit ausgeprägter Spee-Kurve, auf ein Minimum zu begrenzen (Abbildung 5). Es empfiehlt sich, den Aspekt der vertikalen Dimensionierung und einer möglichen Skelettierung mit dem Labor abzustimmen. Ein versiertes Labor wird Abweichungen vom 3-D-Registrat der Startposition gerade bei schwierigen interokklusalen oder interinzisalen Platzverhältnissen nicht ohne die Vorgaben des Zahnarztes vornehmen. Die Prosomnus®-Schienen als weiteres Beispiel für auf Volumenminimierung ausgerichtete Produkte streben mit einem an der wellenförmigen Zahnanatomie orientierten grazilen Design der Schienenaußenkontur und mit einer geringen vertikalen Sperrung die Optimierung von Zungenraum und Lippenkompetenz an. Protrusionsmechanismus Ein bedeutsames Unterscheidungsmerkmal neben den Eigenschaften des Schienenkörpers sind die Lokalisation und die Art des Protrusionsmechanismus. Weil dem schrittweisen posterior-anterioren Verändern der Therapieposition während der Eingewöhnungs- und Titrationsphase eine zentrale Rolle für das Austarieren von Wirkung gegen Nebenwirkung und damit dem klinischen Erfolg zukommt, zm113 Nr. 12, 16.06.2023, (1044) Abb. 5: F-UPS®-PT: Minimierung der vertikalen Dimension durch punktuelle Perforation, zum Beispiel bei ausgeprägter Spee-Kurve Abb. 3 und 4: Schwieriger Patientenfall mit defizitärem nasomaxillärem Komplex: Minimierung der vertikalen Sperrung durch Verlagerung des Protrusionselements nach lateral Fotos: Dagmar Norden

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