Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

ZAHNMEDIZIN | 69 Mithilfe der Lachgassedierung gelingt es häufig, diese Angst zu reduzieren und so günstigere Behandlungsbedingungen zu schaffen. Dies kann auch helfen, eine langfristig positive Einstellung zum Zahnarztbesuch zu entwickeln. Lachgassedierungen können mitunter sogar eine Alternative zur Narkose darstellen. Gerade bei überschaubarem Behandlungsbedarf ist deswegen bei potenziell kooperativen Kindern ab circa fünf Jahren, aber auch bei Erwachsenen, die Abwägung einer Lachgassedierung im Vergleich zur Narkose zwingend geboten [Hallonsten et al., 2003]. Die Sedierung mit Lachgas ist seit vielen Jahrzehnten in der Zahnmedizin etabliert und in den Empfehlungen der Europäischen Akademie für Kinderzahnheilkunde detailliert beschrieben [Hallonsten et al., 2003]. Wirkung Lachgas hat eine gute sedierende und mittlere schmerzlindernde Wirkung, das heißt für invasive Zahnbehandlungen ist in der Regel zusätzlich eine Lokalanästhesie erforderlich [Zier et al., 2010]. Der sedierte Patient fühlt sich meist ruhig, teilweise aber auch fröhlich bei seelischer und körperlicher Entspannung. Die Fähigkeit des Patienten zur verbalen und nonverbalen Kommunikation bleibt in der Regel bei subanästhetischen Konzentrationen (≤50 Prozent Lachgas) erhalten (Abbildung 1a), das heißt der Patient bleibt ansprechbar. Die Atmung wird ruhig und tief, der Würgereiz verschwindet meist fast völlig. Die Schmerzwahrnehmung und -reaktion sind vermindert und die Erinnerungsfähigkeit wird reduziert. Die Lachgassedierung ersetzt aber nicht die Techniken der Verhaltensformung wie „Tell-Show-Do“, eine Desensibilisierung oder hypnotische Sprachmuster. Insbesondere durch Kombination von Lachgassedierung undverhaltensführendenMaßnahmen ist eine deutlich verbesserte Kooperation der Patienten zu erzielen. Da das Lachgas eine geringe Löslichkeit in Blut und Fett hat, sind Wirkungseintritt und Wirkungsaustritt sehr rasch innerhalb weniger Minuten zu beobachten [Tobias, 2013; Wang et al., 2002]. Die Lachgassedierung kann bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen für die üblichen Zahnbehandlungen, aber auch gut für kleine chirurgische Eingriffe eingesetzt werden. Der Patient muss jedoch behandlungswillig sein, das heißt, die Nasenmaske muss toleriert werden zm113 Nr. 12, 16.06.2023, (1071) PD Dr. med. dent. Ruth Santamaría Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde ZZMK Universitätsmedizin Greifswald Walther-Rathenau-Str. 42, 17475 Greifswald Foto: Privat Dr. med. dent. Ahmad Al Masri, M.Sc. Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde ZZMK Universitätsmedizin Greifswald Walther-Rathenau-Str. 42, 17475 Greifswald Foto: privat Dr. med. dent. Julian Schmoeckel, M.Sc. Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde ZZMK Universitätsmedizin Greifswald Walther-Rathenau-Str. 42, 17475 Greifswald Foto: Privat Abb. 1: Lachgassedierung in der Zahnarztpraxis ist bei Kindern möglich (a). Dazu stehen Nasenmasken in verschiedenen Größen zur inhalativen Sedierung mit Lachgas zur Verfügung (b). Angenehme Düfte, die mithilfe von Duftstiften erzeugt werden (c), können zum verbesserten Atmen durch die Nasenmaske motivieren. Am besten sucht sich das Kind seinen Lieblingsduft, wie zum Beispiel Erdbeere, Schokolade oder Vanille, selbst aus. Foto: Mhd Said Mourad

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