Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

70 | ZAHNMEDIZIN und das Lachgas-Sauerstoff-Gemisch darüber eingeatmet werden. Zudem eignet sich Lachgas bei Patienten mit starkem Würgereiz, der dann meist völlig verschwindet. Bislang wurden keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse bei der Lachgassedierung in der Zahnheilkunde registriert [Hennequin et al., 2012]. Bei richtlinientreuer Anwendung (AAPD, EAPD) unter entsprechenden Rahmenbedingungen wie der Nutzung eines titrierbaren Systems, der fachkundigen Anwendung und dem Einsatz eines Absaugsystems beziehungsweise der Raumbelüftung wird Lachgas für Anwender und Patienten als sicher beschrieben [American Academy of Pediatric Dentistry, 2022; Tobias, 2013; Hallonsten et al., 2003]. Technik und Durchführung In der Zahnarztpraxis sollte ein titrierbares System verwendet werden, bei dem das Sauerstoff-Stickoxydul-Gemisch in seiner Konzentration eingestellt werden kann, (Abbildung 2a). Der N2O-Anteil kann in der Regel null bis 50 Prozent des Atemgemischs betragen. Zu Beginn der Sedierung sollte zunächst reiner Sauerstoff (100 Prozent) über die Nasenmaske eingeatmet werden. Dann kann die Lachgaskonzentration schrittweise bis auf 30 bis 50 Prozent hochtitriert werden, um die gewünschte Sedierungstiefe zu erreichen. Bei den meisten Patienten reicht eine Lachgaskonzentration von 30 bis 40 Prozent aus. Am Ende der Behandlung und vor dem Entfernen der Nasenmaske sollte noch für drei bis fünf Minuten reiner Sauerstoff verabreicht werden [American Academy of Pediatric Dentistry, 2022; Höhne et al., 2021]. Die Anschlüsse für Sauerstoff-Stickoxydul müssen verwechslungssicher sein und ein eingebautes Druckreduziersystem mit Druckanzeige enthalten. Es muss ein Anschluss für eine Notfallsauerstoffmaske vorhanden sein. Bei einer Unterbrechung des Sauerstoffflusses muss der Lachgasfluss automatisch unterbrochen werden und es muss eine ausreichend große Sauerstoffreserve zur Verfügung stehen, um Patienten ausreichend lange beatmen zu können. Die Praxis sollte mit folgenden Elementen ausgerüstet sein [American Academy of Pediatric Dentistry, 2022; Hallonsten et al., 2003]: „ Nasenmasken in verschiedenen Größen (Abbildung 1b) „ Lachgasmischer als individualisierbares, das heißt titrierbares System (Abbildung 2a) „ Mietflaschen oder zentrale Anlage (Abbildungen 2b und 2c) „ EventuellexterneAbsaugungfürausgeatmete Luft mit Sekretabsaugung (Abbildung 3a) „ Raumabsaugung beziehungsweise -entlüftung im Bodenbereich (Abbildung 3b) „ Pulsoximeter (Abbildung 4) „ Notfallkoffer Eine schriftliche Patienten- beziehungsweise Elternaufklärung inklusive Einwilligung mit ausreichenden Informationen unter anderem zu Wirkung, Risiken und Kosten ist zwingend durchzuführen. Die Anwendung von zm113 Nr. 12, 16.06.2023, (1072) Abb. 2: Dosierungssystem für die Lachgassedierung im Titrationsverfahren: MDM Quantiflex (Grodenta, Niederlande) (a). Mietflaschen für Lachgas (b) und Ausgänge bei zentraler Anlage (c) für Lachgas und Sauerstoff. Foto: Mhd Said Mourad Abb. 3: Externe Absaugung (a) für ausgeatmete Luft zur Verringerung der Arbeitsplatzbelastung durch Lachgas ist beispielsweise über das Saugsystem der Behandlungseinheit möglich. Raumabsaugung beziehungsweise -entlüftung im Bodenbereich (b) durch ein großes Bodenfernster zur Verringerung der Arbeitsplatzbelastung, denn Lachgas ist schwerer als Luft und sinkt daher zu Boden. Foto: Mhd Said Mourad

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