Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

ZAHNMEDIZIN | 71 Duftstiften (Abbildung 1c) kann vor allem bei kleinen Kindern die Akzeptanz der Nasenmaske erhöhen. Eine Dokumentation der Herzfrequenz, der Sauerstoffsättigung im Blut (zum Beispiel mit einem Pulsoximeter), der Länge des Eingriffs, der maximalen Dosierung und der Dauer der Behandlung in der Patientenakte ist empfehlenswert [American Academy of Pediatric Dentistry, 2022; Höhne et al., 2021]. Evidenz in der Zahnmedizin Lachgassedierung stellt eine einfach durchführbare und zugleich sichere Technik für die Behandlung von ängstlichen Patienten, Patienten mit Würgereiz und mäßig kooperativen Kindern dar. International gilt die Lachgassedierung als erfolgreiche Behandlungsalternative für die Narkose bei der zahnärztlichen Behandlung der Kinder [Galeotti et al., 2016; Hennequin et al., 2012; Collado et al., 2007; Foley, 2005; Bryan, 2002]. In Deutschland wird die Lachgassedierung für Zahnbehandlungen von Anästhesisten und Zahnärzten befürwortet [Höhne et al., 2021]: Seit 2013 existiert die gemeinsame Stellungnahme des wissenschaftlichen ArbeitskreisesKinderanästhesiederDeutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e.V. (DGAI) und des Interdisziplinären Arbeitskreises Zahnärztliche Anästhesie von DGAI, Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA), Deutscher Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) und Deutscher Gesellschaft für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde (DGZMK) für den Einsatz von Lachgas zur minimalen Sedierung von Kindern in der Zahnheilkunde [Philippi-Höhne et al., 2013]. Trotzdem sind bislang nach unserer Kenntnis zur Nutzung und zu den Erfolgsraten von Lachgassedierung in der Kinderzahnheilkunde in Deutschland noch keine Daten publiziert worden. Das Ziel einer von der DGZMK unterstützten und an der Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde in Greifswald durchgeführten Studie ist daher, die Erfolgsraten der kinderzahnärztlichen Behandlung unter Lachgassedierung und die mögliche Ersetzung einer zahnärztlichen Sanierung unter Vollnarkose durch Lachgassedierung in Kombination mit Verhaltensmanagementtechniken bei Kindern zu untersuchen, die aufgrund des hohen zahnärztlichen Behandlungsbedarfs und der mangelnden Kooperation bei zahnärztlichen Behandlungen in eine spezialisierte Praxis für Kinderzahnheilkunde überwiesen wurden. Da aktuell eine Zahnbehandlung in Lachgassedierung von Patienten privat getragen werden muss und die Verbreitung der Lachgassedierung in DeutschlandnochindenKinderschuhensteckt, erfolgt wahrscheinlich häufiger eine Behandlung unter Vollnarkose, die im GKV-System erstattet wird. Diese Kinder sind dadurch höheren Risiken ausgesetzt und die Krankenversicherungen tragen vermutlich höhere Kosten als bei einer Sedierung mit Lachgas. Der Anteil von Kindern, bei denen Narkose für Zahnbehandlungen durchgeführt wurde, wird deutschlandweit als signifikant eingeschätzt, da bereits jedes siebte 3-jährige Kind beziehungsweise jedes zweite 6- bis 7-jährige Kind Milchzahnkaries aufweist und dann im Schnitt vier Zähne betroffen sind. Zudem ist der Sanierungsgrad in den Altersgruppen mit knapp 25 Prozent bei 3-Jährigen und circa 50 Prozent bei 6- bis 7-Jährigen sehr gering. Daher hat jede mögliche Reduktion von Narkosen, aber auch die Erhöhung des Sanierungsgrades durch die Lachgassedierung eine sehr hohe Relevanz [Schmoeckel et al., 2021]. Die Ergebnisse der in der Abteilung für Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde in Greifswald durchgeführten Studie zeigen, dass die zahnärztliche Behandlung von ängstlichen beziehungsweise prä-kooperativen Kindern in 92,7 Prozent der Lachgassitzungen erfolgreich durchgeführt werden konnte. Mit dem Alter der Kinder und der Erfahrung des Zahnarztes stiegen die Erfolgsquoten [Mourad et al., 2022a]. Etwa 80 Prozent der Kinder mit „Narkoseüberweisung“ könnten ohne Narkose, insbesondere durch die Lachgassedierung behandelt werden zm113 Nr. 12, 16.06.2023, (1073) STUDIE DER UNIVERSITÄTSMEDIZIN GREIFSWALD WAS DEN ERFOLG DER LACHGASSEDIERUNG BEEINFLUSST Ziel: Evaluation der Erfolgsraten und möglicher Einflussfaktoren der Lachgassedierung bei zahnärztlichen Behandlungen in einer spezialisierten Kinderzahnarztpraxis Material und Methoden: Die Patientenakten aller Kinder, die zwischen 2012 und 2017 in einer spezialisierten Klinik für Kinderzahnheilkunde unter Lachgassedierung behandelt wurden, wurden retrospektiv auf Parameter wie Alter des Kindes, Erfahrung der Zahnärzte, Behandlungsverfahren sowie Erfolg oder Misserfolg der Sedierung und der Behandlung analysiert. Ergebnisse: 480 präkooperative und/oder ängstliche Patienten im Alter von 3 bis 17 Jahren (Mittelwert 6,7 ± 2,7; 54,6 Prozent männlich) wurden in 803 Lachgassitzungen behandelt. Die meisten Kinder waren zwischen sechs und zwölf Jahre alt (n = 271, 56,5 Prozent). Die Gesamterfolgsrate lag bei 92,7 Prozent für alle Lachgassitzungen (95 Prozent CI, bereinigt um Mehrfachsitzungen: 91 bis 94 Prozent). Mit zunehmendem Patientenalter stieg die Erfolgsquote signifikant (P = 0,041). Über die Jahre der Anwendung lässt sich ein deutlicher Lerneffekt, also steigende Erfolgsquoten, abbilden. Schlussfolgerung: Angesichts der hohen Gesamterfolgsrate von über 90 Prozent kann die Lachgassedierung als eine hocheffektive Behandlungsoption für die Durchführung von Zahnbehandlungen bei präkooperativen und/oder ängstlichen Kindern und Jugendlichen sein. Mit dem Alter der Kinder und der Erfahrung des Zahnarztes stiegen die Erfolgsquoten. Mourad, MS, Santamaria, RM, Splieth, CH, Schwahn, C, Midani, R, Schmoeckel, J. (2022): Impact of operators' experience and patients' age on the success of nitrous oxide sedation for dental treatment in children. in: Eur J Paediatr Dent, 23, 3, S. 183–88.

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