Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

GESELLSCHAFT | 77 erstellt. „Wir haben exemplarisch die CO2-Bilanz von Produkten und Prozessen im Universitätsklinikum hochgerechnet. Damit stellt unser Ansatz eine wissenschaftliche und frei verfügbare Ergänzung zu den üblichen Top-DownMethoden dar, deren Berechnungen meist nur auf Finanzdaten beruhen“, so Maun. Der Rechner werde zudem kontinuierlich weiterentwickelt, um ihn präziser und nutzerfreundlicher zu gestalten. Im Gesundheitswesen mehr Emissionen als in der Luftfahrt Für Freiburg liegen die Zahlen nun Schwarz auf Weiß vor: Die Emissionen des Universitätsklinikums beliefen sich demnach im Untersuchungsjahr 2019 auf 104.000 Tonnen CO2-Äquivalente. Das entsprach bei 1.616 Betten einem CO2-Ausstoß von 64,36 Tonnen CO2 pro Krankenhausbett. Mit rund 53.000 Tonnen CO2-Äquivalenten entsteht der größte Anteil bei Herstellung, Transport und Nutzung von Gütern und Dienstleistungen, die das Universitätsklinikum einkauft. Bei der Eigenproduktion von Wärme, Kälte und Strom, die im Klinikum genutzt werden, entstehen etwa 33.000 Tonnen CO2-Äquivalente. Etwa 5.000 Tonnen der Emissionen entfallen auf Transporte von Patienten. Zusätzlich entstehen bei der Produktion von Fernwärme für weitere Landeseinrichtungen wie die Universität Freiburg im Heizkraftwerk des Klinikums rund 41.000 Tonnen Treibhausgase. Das Universitätsklinikum Freiburg treibt laut eigenen Aussagen den Umbau zum nachhaltigen Krankenhaus bereits seit vielen Jahren voran: Nach eigener Aussage werden durch die Nutzung von Motor- und Abgaswärme im Heizkraftwerk jährlich rund 5.000 TonnenCO2 eingespart. Besonders klimaschädliche Narkosegase sind komplett ersetzt worden, und das Tumorzentrum wird mit Schwarzwaldgrundwasser gekühlt. Der Einsatz von regionalem Holz als Baustoff und der Ausbau großer Photovoltaik-Anlagen tragen ebenfalls zur Ressourcenschonung bei. „Wir sind auf einem guten Weg zum nachhaltigen Klinikum, aber wir haben auch noch viel vor uns“, sagt Prof. Dr. Frederik Wenz, Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Freiburg. „Mit dem CO2-Rechner und der Veröffentlichung unserer CO2Bilanz gehen wir wichtige Schritte, um den Gesundheitssektor insgesamt nachhaltiger zu machen. Nur wenn die Krankenhäuser die zentralen Stellschrauben kennen, können sie konkret etwas verändern. Damit schaffen wir Transparenz und ermöglichen den Vergleich zwischen Kliniken“, so Wenz weiter. Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die das CAFOGES-Projekt mit 125.000 Euro förderte, nennt die Leistung der Freiburger Forscher „echte Pionierarbeit“: „Denn die Daten und das Tool liefern die Option, den Ausstoß von Treibhausgasen größtmöglich zu bilanzieren. Erst dann weiß man, mit welchen Stellschrauben klimaschädliche Emissionen vermieden werden können.“ nb zm113 Nr. 12, 16.06.2023, (1079) CARBON-FOOTPRINTER-RECHNER FÜR KRANKENHÄUSER Mit dem Open-Access-CO2-Rechner können Krankenhäuser detailliert und nach internationalen Standards ihre CO2-Bilanz erstellen. Durch das Excel-Tool ist erstmals eine Vergleichbarkeit unterschiedlicher Kliniken möglich. Foto: zm_screenshot [Carbon-FootprinterRechner für Krankenhäuser] WARUM ES BEIM KLIMASCHUTZ IN DEN PRAXEN HAKT Den befragten Ärzten zufolge hat der Deutsche Ärztetag 2022 seine Beschlüsse zum Klimaschutz kaum realisiert. Zwar sei der Anteil an Ärzten, die Klimaschutzmaßnahmen im Job umsetzen, teils gestiegen, dennoch stoßen Mediziner an die Grenzen von Hygienevorschriften, Einkaufs- und Vergütungssystemen. Das Gros fordert daher bessere Rahmenbedingungen und wünscht sich dabei Unterstützung von ihren Standesorganisationen und Fachgesellschaften. So halten acht von zehn Ärzten Leitlinien und Empfehlungen zu nachhaltigen Arbeitsweisen und zum klimabewussten Umgang mit Medizinprodukten für sinnvoll. Bestehende Angebote sind zudem vielen Ärzten gar nicht bekannt. Auch beim Hitzeschutz gibt es in den Praxen offenbar kaum Fortschritte, obwohl die Mehrheit der Ärzte gesundheitliche Folgen von Hitze bei ihren Patienten beobachtet. Hier berichtet fast die Hälfte der Befragten, dass auf ihrer Arbeit keine Maßnahmen vorgenommen werden, wie gezieltes Lüften, Verschattung oder die Verschiebung von Sprechzeiten in die Morgen- oder Abendstunden. Das von der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) gegründete „Centre for Planetary Health Policy“ (CPHP) befragte im Auftrag der Stiftung Gesundheit vom 9. bis zum 23. März 433 Ärztinnen und Ärzte. Davon waren zwei Drittel männlich, das Durchschnittsalter betrug 61 Jahre. 61 Prozent waren niedergelassen, 35 Prozent in der Klinik und 4 Prozent in einem MVZ angestellt.

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