34 | TITEL FORTBILDUNG „ALTERSZAHNMEDIZIN“ Was in der Alterszahnmedizin auf uns zukommt Anna-Lena Hillebrecht, Daniel Reißmann Trotz vieler Fortschritte bei der Mundgesundheit älterer Menschen bleibt die Situation in dieser sehr vulnerablen, sich aufgrund des demografischen Wandels vergrößernden Patientengruppe prekär. Senioren mit einer reduzierten Allgemeingesundheit und Pflegebedarf sind besonders gefährdet, von zahnmedizinischer Unterversorgung und einem insgesamt schlechteren Mundgesundheitsstatus betroffen zu sein. Der Beitrag zeigt die besondere Relevanz der zahnmedizinischen Versorgung und Beispiele zur Umsetzung von Mundgesundheitsmaßnahmen bei dieser Klientel. DerBegriff demografischer Wandel ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen, die meisten Menschen können sich etwas darunter vorstellen. Welche Folgen dieser Wandel insgesamt hat, wird jedoch häufig noch nicht ausreichend betrachtet und in Entscheidungen einbezogen. Die durchschnittliche Lebenserwartung steigt seit vielen Jahren, insbesondere durch die Fortschritte in der medizinischen Versorgung. Wer heute geboren wird, hat in Deutschland als Frau eine durchschnittliche Lebenserwartung von 84 Jahren, als Mann 79 Jahre [Statistisches Bundesamt, 2015]. Auch bei den heutigen Senioren kann nicht mehr die Lebenserwartung zu Geburt angesetzt werden, da viele Gefahren und Ereignisse bereits überstanden sind, die sich negativ auf das Überleben auswirken können. Wenn wir also einen fitten 80-Jährigen in der Praxis antreffen, dann hat dieser die durchschnittliche Lebenserwartung zwar bereits überschritten, aber bei guter Gesundheit sind zehn bis 15 weitere Jahre absolut plausibel. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit, schwerbehindert zu sein, mit zunehmendem Alter stark an. In der Altersgruppe ab 65 Jahren ist rund ein Viertel schwerbehindert. Insgesamt ist zwischen 2009 und 2017 die Anzahl der Menschen mit einer Beeinträchtigung um neun Prozent gestiegen [Statistisches Bundesamt Deutschland, GENESIS-Online, 2023]. Unabhängig von körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigungen sollten auch die letzten Lebensjahre mit guter Lebensqualität genossen werden können. Veränderungen im Versorgungsbedarf Mit Zunahme der Lebenserwartung steigt auch die Zahl der älteren Menschen in Deutschland. Gleichzeitig steigt durch den Erfolg präventiver Maßnahmen die Anzahl der Zähne, mit denen der letzte Lebensabschnitt durchlebt wird [Jordan et al., 2021]. Die signifikant höhere Anzahl von erhalteAbb. 1: 73-jährige Patientin mit demenzieller Erkrankung: insuffiziente Mundhygiene und multiple kariös zerstörte Zähne Foto: Anna-Lena Hillebrecht zm113 Nr. 13, 01.07.2023, (1132)
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