Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 13

50 | TITEL FORTBILDUNG „ALTERSZAHNMEDIZIN“ Wurzelkaries – Prävention und individualisierte Therapiestrategien Carolina Ganß, Roland Frankenberger, Katja Jung, Nadine Schlüter Wurzelkaries ist ein gut bekanntes und gefürchtetes Phänomen in der zahnärztlichen Praxis, denn sie ist oftmals rasch progredient, schwierig zu behandeln und kann aufgrund der Wurzelanatomie alsbald zur Affizierung pulpaler Gewebe führen. Voraussetzung für die erfolgreiche Prävention und Therapie sind individualisierte Konzepte, die die Lebenssituation der Patientinnen und Patienten und die Besonderheiten der Wurzeloberfläche und des Wurzeldentins berücksichtigen. Die Daten der letzten Mundgesundheitsstudie [Jordan und Micheelis, 2016] zeigen, dass elf Prozent der 35- bis 44-Jährigen und 28 Prozent der 65- bis 74-Jährigen von Wurzelkaries betroffen sind. Wenngleich die Prävalenz von Wurzelkaries in der älteren Altersgruppe deutlich höher ist, ist die Anzahl der von Karies betroffenen Wurzeloberflächen an der Gesamtzahl freiliegender Wurzeloberflächen ähnlich (Abbildung 1). Das bedeutet, dass das Kariesrisiko der Wurzeloberflächen offenbar mit dem Alter nicht wesentlich zunimmt. Damit ist Wurzelkaries keine Erkrankung des Alters, sondern vielmehr eine Erkrankung freiliegender Wurzeloberflächen. Wurzelkaries als Erkrankung freiliegender Wurzeloberflächen ist – wie koronale Karies auch – Resultat einer mikrobiellen Dysbiose, die altersunabhängig in einen weniger oder nicht pathogenen Zustand rückgeführt werden kann, wenn geeignete Präventionsmaßnahmen etabliert werden können. Wurzelkaries kann ebenso wie koronale Karies arretiert und damit in einen inaktiven Zustand überführt werden. Charakteristik der Wurzeloberfläche Das Wurzeldentin ist ein vitales Gewebe, das etwa zu 70 Prozent aus Mineral, zu 18 Prozent aus organischen Komponenten und zu 12 Prozent aus Wasser besteht. Es ist von Tubuli durchDie Wurzelkaries am Zahn 36 distal ist klinisch nur schwierig zu diagnostizieren, nach der Primärpräparation zeigt sich das ganze Ausmaß der Läsion. Foto: Katja Jung/Carolina Ganß zm113 Nr. 13, 01.07.2023, (1148)

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