16 | TITEL UNTERWEGS BEI SPECIAL SMILES Berührungsängste sind ganz schnell vergessen Das Gesundheitsprogramm Healthy Athletes erreichte bei den Special-Olympics-Weltspielen in Berlin Rekordzahlen. Über 4.500 Athletinnen und Athleten nutzten die Gelegenheit, sich in bis zu sieben medizinischen Disziplinen untersuchen und beraten zu lassen. Auch im zahnmedizinischen Bereich, Special Smiles, war der Andrang groß. Klar, die benutze ich ganz oft. Zu Hause, auf der Arbeit – ich habe immer welche dabei“, antwortet der junge Basketballer aus Puerto Rico auf die Frage, ob er Zahnseide kenne. Entsprechend gut ist seine Mundgesundheit und das zahnmedizinische Screening in der schmalen Untersuchungsbox im Special-Smiles-Bereich macht er unbefangen mit. Der Tischtennisspielerin aus Hongkong, die nach ihm an der Reihe ist, fällt es schwerer, auf dem Behandlungsstuhl Platz zu nehmen. Mit gekräuselter Stirn und zusammengezogenen Augenbrauen schaut sie in die Runde. Sie scheint Angst zu haben. „Ist alles okay?“, fragt ihre Betreuerin. Die junge Frau schüttelt den Kopf und antwortet etwas auf Kantonesisch. Die Betreuerin übersetzt es für das zahnärztliche Team ins Englische: „Ihr fehlt ihre Mutter, die sie normalerweise zum Zahnarzt begleitet. Außerdem findet sie die Geräusche, die die Geräte machen, schrecklich.“ Zahnarzt Torsten Kotyra, der das Screening mit seiner ZFA Lena Augustin leitet, kann die Athletin schnell beruhigen: „Ich will heute nur in den Mund schauen. Sonst passiert nichts. Keine Geräte. Wollen wir starten?“ Die junge Frau öffnet den Mund und Kotyra kann den DMFT-Index erheben. Die Ergebnisse trägt Augustin via Tablet in ein digitales Formular ein. Im Rahmen des Screenings wird außerdem abgefragt, ob die Athletinnen und Athleten bei ihrer Familie oder in einer Wohneinrichtung leben, wie oft sie die Zähne putzen, ob sie eine elektrische oder eine Handzahnbürste benutzen und wann die letzte zahnärztliche Untersuchung stattgefunden hat. Diese statistischen Daten sollen Aufschluss über die zahnmedizinische Versorgung von Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen geben und als wichtige Grundlage im gesundheitspolitischen Diskurs herangezogen werden können. Schnell steht fest: Auch die Zähne der Hongkongerin sind in einem guten Zustand. Zum Abschluss überreicht Kotyra ihr eine Medaille und dankt ihr, dass sie teilgenommen hat. Die Sportlerin bedankt sich ebenfalls und steht auf – nun mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich bin stolz auf meine gesunden Zähne“, sagt sie noch schnell, verbeugt sich kurz und läuft dann zu ihrem wartenden Team. Crashkurs in Kommunikation Am Eingang zu Special Smiles, das zusammen mit den sechs anderen medizinischen Disziplinen im hochmodernen CityCube auf dem Berliner Bei jedem Screening im Special-Smiles-Bereich des Gesundheitsprogramms Healthy Athletes bei den Special-Olympics-Weltspielen 2023 in Berlin wurde der DMFT-Status erhoben – ein Datenschatz, der zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen beitragen soll. Foto: Stefan Holtzem | holtzem.com zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1206)
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