Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

TITEL | 17 Messegelände untergebracht ist, registriert sich gerade eine große Gruppe von Athletinnen aus Bangladesch. Sie müssen einen Moment warten, bevor sie zur ersten Station, dem Zahnputzbrunnen der LAG Berlin, weitergehen können. Dort sind alle Plätze mit Sportlerinnen und Sportlern belegt. Es ist eine bunte Mischung: Uruguay, Germany, Argentina, Australia, Poland ist auf den verschiedenfarbigen Trikots zu lesen. Gemeinsam putzen sie unter Anleitung von zwei ehrenamtlichen Helferinnen ihre Zähne. Danach geht es in den Kariestunnel und von dort aus an einen der insgesamt zehn Untersuchungsplätze, die sich an den grauen Betonwänden aneinanderreihen. An jeder Box ist auf einem Blatt Papier vermerkt, welche Sprachen vom Team gesprochen werden. Zahnmedizinstudent René Piekarski aus Witten/Herdecke kann hier seine Polnischkenntnisse zum Einsatz bringen. Der 27-Jährige engagiert sich zum ersten Mal bei Special Smiles und ist für insgesamt vier Tage auf dem Berliner Messegelände im Einsatz. „Heute ist mein letzter Tag“, stellt er mit Bedauern fest. „Ich konnte einiges von dem einsetzen, was ich an der Uni gelernt habe, in Witten/Herdecke gibt es ja einen Lehrstuhl für Behindertenorientierte Zahnmedizin.“ Trotz seiner Vorkenntnisse sei Special Smiles ein Crashkurs in Sachen Kommunikation mit Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen für ihn gewesen. „Dabei habe ich vor allen Dingen gelernt, dass es gut ist, auf mein Bauchgefühl zu hören. Aus dem Bauch heraus kommt für mich die Leichtigkeit, die einen die Berührungsängste vergessen lassen.“ Auch Dr. Taylor Velasquez hat heute seinen letzten Tag bei Special Smiles. Für den 32-jährigen Zahnarzt geht es zurück nach Mesa im US-Bundesstaat Arizona, wo er an der Arizona School of Dentistry and Oral Health lehrt. Für Velasquez sind die Weltspiele in Berlin keine Premiere. Er engagiert sich seit seinem 18. Lebensjahr für Special Olympics. „Ich habe zwei jüngere Brüder, die autistisch sind, einer von ihnen tritt bei Special-Olympics-Wettkämpfen an“, erzählt er. Für seine Entscheidung, Zahnmedizin zu studieren, sei der Autismus seiner Brüder ausschlaggebend gewesen: „Beide hassten es, zum Zahnarzt zu gehen, als sie jünger waren. Sie konnten die Geräusche der Behandlungsgeräte nicht ausstehen und mochten es nicht, angefasst zu werden und so verletzlich zu sein.“ Aus den Erfahrungen seiner Brüder hat Velasquez viel über die Behandlung von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung gelernt. Sein Tipp: „Man sollte zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1207) Zahnmedizinstudent René Piekarski aus Witten/Herdecke erklärt einem Athleten, was beim zahnmedizinischen Screening passieren wird. Foto: zm-sth Volunteer Dr. Taylor Velasquez aus den USA hat zwei autistische Brüder, für die der Zahnarztbesuch großen Stress bedeutet. Bei Special Smiles nahm er sich daher für alle Athletinnen und Athleten viel Zeit zum Kennenlernen. Foto: zm-sth Zahnärztin Luise Winter (l.) überzeugte Athletin Vanessa Giesenberg (r.) bei den Nationalen Spielen von Special Olympics Deutschland, Special Smiles auszuprobieren. Bis dahin hatte sie immer einen großen Bogen darum gemacht. Foto: zm-sth

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