18 | TITEL zunächst herausfinden, welche Art der Kommunikation funktioniert: Viel oder wenig sprechen? Sind Termine am Morgen oder am Nachmittag besser? Es kann sein, dass man erst nach einigen Terminen zum eigentlichen Behandeln kommt. Wenn man eine Praxis führt, kann das aus betriebswirtschaftlicher Sicht frustrierend sein.“ Unzählige Gänsehautmomente Events wie Special Olympics sind aus Sicht des US-Zahnarztes ein guter Startpunkt, um Berührungsängste mit Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen abzubauen. Darüber hinaus seien die Veranstaltungen eine unheimliche persönliche Bereicherung: „Ich konnte hier jeden Tag sehen, dass alle Volunteers Freude aus ihrem Engagement ziehen.“ Auch aufseiten der Athletinnen und Athleten sei die Stimmung gut gewesen. „Während meines Einsatzes hier habe ich niemanden erlebt, der ängstlich zum Screening gekommen ist.“ Unterschiedliche Berichte habe er hingegen darüber gehört, welche Erfahrungen die Athletinnen und Athleten in ihren Heimatländern gemacht hätten. Für viele sei eine regelmäßige zahnmedizinische Betreuung zu Hause leider nicht möglich. Dementsprechend habe er auch Menschen mit einer sehr schlechten Mundgesundheit gesehen. Taylor Velasquez packt seine Instrumente zusammen und dreht eine letzte Runde durch den Special-SmilesBereich. Besonders herzlich fällt die Verabschiedung von Luise Winter aus. Die angestellte Zahnärztin arbeitet seit 2020 einen Tag pro Woche für Healthy Athletes in Sachsen. Bei den Weltspielen koordiniert die 26-Jährige aus Dresden als Key Volunteer alle Freiwilligen bei Special Smiles und hat dafür ihren Sommerurlaub investiert — was sie nicht bereut. „Der Kontakt mit den Athletinnen und Athleten ist einfach inspirierend. Was sie leisten, wie sie für ihre Belange einstehen und welches Selbstvertrauen sie durch Special Olympics entwickeln, beeindruckt mich immer wieder“, erzählt sie begeistert. „Es klingt vielleicht kitschig, aber ich erlebe hier Gänsehautmomente am laufenden Band.“ Die Kollegin das sagen zu hören, freut Dr. Christoph Hils, Clinical Director Special Smiles. „Mir ist es sehr wichtig, dass nicht nur die Sportlerinnen und Sportler glücklich hier rausgehen, sondern auch die Kolleginnen und die Kollegen“, erklärt er. Viele, die zum ersten Mal dabei sind, kämen zunächst mit einem mulmigen Gefühl, weil sie nicht wüssten, was sie erwartet. „Aber nach den Tagen hier ist diese Angst verschwunden.“ Mutiger Neuanfang Nach einer ruhigen Phase während der Mittagszeit füllt sich der HealthyAthletes-Bereich am Nachmittag wieder. An den Untersuchungsplätzen bei Special Smiles herrscht reger Andrang. Etwas abseits vom Zahnputzbrunnen unterhält sich Luise Winter mit einer Bekannten, Vanessa Giesenberg. Die 37-jährige Bremerin ist schon oft als Radfahrerin bei Special Olympics angetreten, bei den Weltspielen in Berlin ist sie jedoch als Reporterin in der inklusiven Redaktion im Einsatz. Dass zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1208) Special Smiles soll eine positive Erfahrung für alle Teilnehmenden sein, auch für die Zahnärztinnen und Zahnärzte. Das ist Dr. Christoph Hils, Clinical Director Special Smiles, besonders wichtig. Foto: zm-sth 4.520 Athletinnen und Athleten nahmen im Laufe der Weltspiele die Gelegenheit wahr, sich bei Healthy Athletes untersuchen zu lassen. Foto: zm-sth HEALTHY ATHLETES IN ZAHLEN Diese Ergebnisse erzielte das Special-Olympics-Gesundheitsprogramm: insgesamt 4.520 teilnehmende Athletinnen und Athleten 15.353 Screenings in allen sieben Disziplinen 2.425 Athletinnen und Athleten aus 160 Ländern bei Special Smiles 322Teilnehmende erhielten eine Empfehlung für eine dringend notwendige zahnmedizinische Weiterbehandlung im Heimatland 30 Athletinnen und Athleten wurden wegen einer akuten zahnmedizinischen Notsituation (zum Beispiel Abszess, Zahnfraktur) in Berliner Praxen behandelt 2.000Volunteers aus 50 Ländern waren bei Healthy Athletes im Einsatz, davon 70 Zahnärzte und Zahnärztinnen und 204 Zahnmedizinstudierende
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