Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

ZAHNMEDIZIN | 33 zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1223) nanzstabilisierungsgesetz zugleich die Frage, ob diese Qualität in der Versorgung tatsächlich umsetzbar sein wird. Das Auseinanderklaffen zwischen Ressourcen und Versorgungsmöglichkeiten fördert die Suche nach gangbaren therapeutischen Alternativen. Wie können Patienten abseits der Hightech-Zahnmedizin suffizient versorgt werden? Das Thema beschäftigt inzwischen nicht nur Kliniker, sondern auch die Wissenschaft. Eine große, multizentrisch in Deutschland durchgeführte und über 15 Jahre gelaufene Studie (RaSDA) konnte zeigen, dass das Konzept der verkürzten Zahnreihe mit entsprechendem Monitoring durchaus ein gangbarer therapeutischer Weg ist. Die Studie wurde im Rahmen eines Symposiums von den Professoren Dörfer (Kiel), Hugger (Düsseldorf), Walter (Dresden), Reißmann (Freiburg) und Luthardt (Ulm) als Vertreter des RaSDAStudienteams vorgestellt. Keine parodontalen Probleme durch eine verkürzte Zahnreihe In der RaSDA-Studie waren die Patienten randomisiert entweder nach dem Konzept der verkürzten Zahnreihe oder mit einer Geschiebeprothese zum Molarenersatz behandelt worden. Bei einzelnen Patienten erfolgte keine prothetische Therapie, während andere auf stärker reduzierten Restzahnbeständen bis hin zu nur vier Restzähnen (beide Eckzähne und je ein Prämolar rechts und links) umfassend mit festsitzendem oder kombiniertem Zahnersatz versorgt wurden. Im Ergebnis empfehlen die Studienautoren, dass der Präferenz der Patienten zugunsten einer der beiden Therapiealternativen „Verkürzte Zahnreihe“ beziehungsweise „Molarenersatz“ wenn immer möglich entsprochen werden sollte. Patienten mit bereits erfolgtem Zahnverlust haben ein erhöhtes Risiko für weiteren Zahnverlust. Ungeachtet dessen konnte die Mehrzahl über mehr als zehn Jahre erfolgreich mit dem jeweiligen Konzept behandelt werden. Bei Patienten, die zu Therapiebeginn keine Zeichen einer Craniomandibulären Dysfunktion aufweisen, besteht kein Risiko des Entstehens, wenn Molaren nicht ersetzt werden. Und auch aus parodontologischer Sicht funktioniert das Prinzip der verkürzte Zahnreihe – diese klinische Erfahrung werde nun mit der RaSDA-Studie gestützt, erläuterte Prof. Dr. Christoph Dörfer (Kiel). Infolge der demografischen Entwicklung rückt die Seniorenzahnmedizin immer stärker in den Blick. Das zeigte sich auch auf dem Deutschen Zahnärztetag: Neben einem gut gefüllten Halbtagesprogramm der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin (DGAZ) – unter anderem mit Vorträgen zur verkürzten PA-Strecke im Pflegeheim und zum Thema „Wie baue ich eine aufsuchende Betreuung auf? Klein anfangen und dann wachsen.“ – war die Versorgung der Senioren auch im wissenschaftlichen Hauptprogramm sehr präsent. Prof. Dr. Christoph Benz (München) und Prof. Dr. Ina Nitschke (Leipzig) gaben ein Update zur Seniorenzahnmedizin und gingen besonders auf die Situation der Pflegebedürftigen ein. Aktuell gibt es fünf Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland – mit stark steigender Tendenz. Der Großteil wird ambulant betreut, stationär nur 16 Prozent. Ein großes Auch über Zusammenhänge zwischen Hirn und Zahngesundheit wird inzwischen rege geforscht. „Mäuse zeigten nach Zahnextraktion eine Reduktion der Neuronen im Hippocampus“, zitierte Prof. Dr. Florian Beuer (Berlin) die Ergebnisse einer japanischen Studie aus dem Jahr 2021. In der gleichen Studie führte „Parodontitis zu Entzündungen im Gehirn und Plaqueablagerungen, die im Mausmodell die Demenz verschlimmerte“. Foto: zm/br Die systematische Untersuchung der Mundhöhle kann Leben retten. Entscheidend sei das Erkennen einer Abweichung/Veränderung – die Berücksichtigung der „vier F" (Farbe, Form, Funktion, Festigkeit) könne dabei eine wertvolle Hilfe sein, sagte Prof. Dr. Dr. Torsten E. Reichert (Regensburg) in seinem Vortrag zu Mundschleimhauterkrankungen. Foto: zm/br

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