46 | ZAHNMEDIZIN wegen reduzierter Nahrungsaufnahme aufgrund von Schmerzen zur zahnärztlichen Behandlung vorstellig (Abbildung 3). Bei stark reduzierter Therapie- und Mundhygienefähigkeit wurde zusammen mit den Angehörigen entschieden, mehrere stark kariös und parodontal geschädigte Zähne zu entfernen und den vorhandenen Zahnersatz umzuarbeiten. Es lag nun eine BS 3bis4vor. Das Praxistool „Entscheidungshilfe mobile Prothetik“ (Abbildung 4) greift die Problematik der Belastbarkeit auf und gibt Hinweise auf die Inhalte und den Umfang patientenorientierter Behandlungsmaßnahmen [Nitschke et al., 2012]. Patienten mit reduziertem gesundheitlichem Allgemeinzustand (BS 3 und BS 4; gebrechlich, immobil) stellen aus zahnärztlicher Sicht eine Herausforderung dar. Sie sind in hohem Maße auf die Unterstützung ihres Umfelds angewiesen. Bei der Abschätzung der Behandlungsmaßnahmen muss dies zwingend mit beachtet werden. Um die Betroffenen und deren Betreuungsumfeld nicht zusätzlichen Herausforderungen auszusetzen, stehen aus prothetischer Sicht Maßnahmen zur Reinigung, zur Trageverbesserung und zur Aufarbeitung eines bestehenden Zahnersatzes sowie einfache invasionsarme Behandlungsoptionen imFokus. Reinigungsmaßnahmen Charakteristisch für den alternden Menschen ist das Nachlassen der Sinne. Dies beinhaltet auch eine verringerte Wahrnehmung des Mundraums. Nicht selten löst ein ausgeprägt verunreinigter Zahnersatz, der trotz erheblicher Plaqueanlagerung und ausgeprägtem Foetor klaglos getragen wird, Verwunderung aus. Aus medizinischer Sicht als problematisch gilt das schädigende Potenzial zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1236) Abb. 3a: Erhebliche Beläge wiesen auf einen Wechsel der Belastbarkeitsstufe hin. Abb. 3b: Aufgrund ausgedehnter kariöser Läsionen mussten mehrere Zähne entfernt werden. Abb. 3c: Der bestehende Zahnersatz wurde umgearbeitet. Abb. 1a: 74-jährige Patientin mit MundAntrum-Verbindung und Freiendsituation im I. Quadranten Abb. 1b: Eingegliederte Modellgussprothese zum Ersatz der fehlenden Zähne und zur Abdeckung des Resektionsdefekts Abb. 2a: Aufgrund fehlender Adaptation erfolgte die Neuanfertigung mit Attachments aus Zirkoniumdioxid. Abb. 2b: Im eingesetzten Zustand empfand die Patientin den Zahnersatz nicht mehr als störend. Fotos: Jeremias Hey
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