Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

50 | ZAHNMEDIZIN [Chaves et al., 2014]. Dank der gelartigen Konsistenz passen sich Tissue Conditioner der Form des oralen Gewebes an und bilden eine Art passgenaues Polster, dass dazu beitragen kann, den Druck gleichmäßiger zu verteilen. Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Tissue Conditioner den Halt von Prothesen verbessern und das Auftreten von Druckstellen und Entzündungen der Mundschleimhaut verringern. Im Rahmen einer Langzeitunterfütterung eignen sie sich sowohl zur flächigen Unterfütterung als auch zur Randausformung gleichermaßen [Baslas et al., 2014]. Sofern erforderlich sollten die Prothesenränder und die -basis im Bereich von Druckstellen und am Ansatz von Bändern ausgeschliffen werden. Der Conditioner wird aus Pulver und Flüssigkeit entsprechend den Dosierungsangaben des Herstellers angemischt. Im Fall einer flächigen Anwendung sollte das Material zügig nach dem Anmischen in einer dünnen, gleichmäßigen Schicht auf alle basalen Flächen des getrockneten Zahnersatzes aufgetragen werden. Die Anwendung eines Haftadhäsivs ist nicht zweckmäßig. Anschließend sollte der Zahnersatz zügig eingesetzt werden. Bei Mundtrockenheit empfiehlt es sich, vor dem Einsetzen einen Schluck Wasser zu reichen. Bei der Verwendung zur Funktionsrandgestaltung sollte das angemischte Material vor dem Auftragen einige Minuten abbinden, bis eine zähe, fast knetbare Konsistenz erreicht ist. In diesem Zustand kann das Material mit einem Spatel auf den Prothesenrand aufgetragen und mit einem nassen oder mit Vaseline benetzten Handschuh modelliert werden. Bleibt das Material nicht stehen, war die Konsistenz nicht steif genug. Beim Einsetzen sollte darauf geachtet werden, dass der Funktionsrand durch die Lippe nicht weggedrückt wird. Der Zahnersatz kann nun nach frühestens einer Stunde oder spätestens nach drei Tagen mit Haftadhäsiv und einem Elastomer feinkonturiert und regelrecht unterfüttert werden. Verbleibt das Material länger auf dem Zahnersatz muss mit einer erhöhten Keimbesiedlung gerechnet werden. Auf- und Umarbeitung von Zahnersatz Neben der Trageverbesserung gehört die Umgestaltung im Hinblick auf die Handhabung und die Reinigung zu den Prämissen bei der Anpassung des Zahnersatzes an die Belastbarkeit des Patienten. Ist beispielsweise eine Unterfütterung im zahntechnischen Labor geplant, können die interdentalen Zahnkonturen mit farblosem PMMA aufgefüllt werden. Auch das Einbringen von Beschriftungen im Fall einer Wohnheimbetreuung ist eine sinnvolle Maßnahme (Abbildung 7). Es empfiehlt sich darüber hinaus, komplizierte Riegelarbeiten und schwergängige Doppelkronenversorgungen umzuarbeiten, zum Beispiel durch das Ausschleifen der Sekundärteile zur Retentionsverminderung. Das Anbringen von Metallknöpfen oder nachträglich angebrachte Kerben auf den Vestibulärflächen in Höhe der Prämolaren können die Handhabung des Zahnersatzes für den Patienten oder die Pflegekraft weiter verbessern. Sind größere Veränderungen am Zahnersatz erforderlich, so gilt es zu beachten, dass dieser zusammen mit der Zunge und der Wange einen fein abgestimmten Regelkreis fürs Kauen, Sprechen und Schlucken bildet. Bei Formveränderungen am Zahnersatz muss sich dieser Regelkreis neu programmieren – doch mit zunehmender Alterung nimmt diese Fähigkeit ab. Verbliebene wiedererkannte Konturen können helfen, die Adaptation an den umgestalteten Zahnersatz zu erleichtern. Es hat sich deshalb bewährt bei größeren Veränderungen des Mundraums, beispielsweise nach mehrfachem Zahnverlust, den bestehenden zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1240) CME AUF ZM-ONLINE Prothetische Therapie beim älteren Patienten Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Abb. 8b: Eine Locatormatrize konnte chairside in den vorhandenen Zahnersatz eingearbeitet werden. Abb. 8a: Nach dem Verlust des Prothesenpfeilers 33 wurde in regio 34 nachimplantiert. Abb. 8c: Der bereits langjährig erfolgreich getragene Zahnersatz konnte umgearbeitet in seiner ursprünglichen Form erhalten bleiben. Fotos: Ramona Schweyen Abb. 7: Die Einarbeitung von Namen erleichtert in Pflegeeinrichtungen die Zuordnung. Foto: Dirk Bleiel

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