Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

ZAHNMEDIZIN | 57 [Schwindling et al., 2018] wurden ebenfalls spürbar verbessert. Der Nachsorgeaufwand scheint jedoch nicht unerheblich zu sein. Von den über fünf Jahre nachverfolgten 102 Prothesen mussten 37 wegen Prothesenbasisfrakturen repariert werden, darunter elf mehrmals. Weiterhin wurde 123 Matrizeninserts und 14 Kugelköpfe im Studienverlauf ausgetauscht. Mögliche Komplikationen bei Ein-Implantat-Prothesen werden in einer Literaturübersicht mit einer berechneten jährliche Frakturrate von 10,8 pro 100 Kugelanker-Prothesen und 16,8 Nachsorgemaßnahmen pro 100 Locator-Prothesen bestätigt [Padmanabhan et al., 2020]. Die nachträgliche Einarbeitung einer Metallbasis verhindert Basisfrakturen [Pinheiro et al., 2021]. Insgesamt scheint die EinImplantat-Prothese im Unterkiefer eine einfache, minimalinvasive und kostengünstige Alternative mit hohen Implantatüberlebensraten bei Spätbelastung für ältere Patienten zu sein, die einem Vergleich mit Zwei-ImplantatProthesen standhält. Bei der Wahl dieser Therapievariante für den Unterkiefer bei kompletter Zahnlosigkeit sollte der Nachsorgeaufwand berücksichtigt werden. Eine Sofortbelastung des mittig stehenden Implantats bleibt Ausnahmefällen vorbehalten. Miniimplantate zur Prothesenstabilisierung Zur Prothesenstabilisierung werden seit Ende der 1990er-Jahre Miniimplantate mit einem Durchmesser von weniger als 3 mm verwendet. Empfohlen werden hierfür vier interforaminale Implantate im Unterkiefer und sechs Implantate zwischen den Sinus maxillares im Oberkiefer (Abbildung 4) [Lemos et al., 2017]. In der Regel liegt der Implantat-Durchmesser zwischen 1,8 und 2,5 mm [Schiegnitz und Al-Nawas, 2018]. Sie sind deshalb bis auf wenige Ausnahmen [Morneburg und Proschel, 2008] einteilig [Jawad und Clarke, 2019]. Eine vollkommen belastungsfreie Einheilung ist deshalb nicht möglich [Mundt et al., 2015]. Sie eignen sich für sehr schmale Kieferkämme, bei denen anderenfalls Augmentationen notwendig gewesen wären. Viele Anwender inserieren Miniimplantate erfolgreich transgingival („flapless“) zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1247) Abb. 3: 79-jährige Patientin aus der Single mandibular implant study (SMIS) [Passia et al., 2022] zehn Tage nach Sofortbelastung des Implantats mit Kugelankermatrize (der Weisheitszahn wurde belassen) Fotos: Torsten Mundt A C B [Marcello-Machado et al., 2018]. Der Autor dieses Beitrags empfiehlt jedoch sicherheitshalber die Bildung eines kleinen Mukoperiostlappens zur Kontrolle der Insertionsstelle („mini-flap“) und die transgingivale Insertion nur bei breiten Kieferkämmen oder nach dreidimensionaler Bildgebung zusammen mit einer Bohrschablone für eine geführte Aufbereitung. Mittlerweile gibt es zahlreiche Hersteller, die Miniimplantate in ihr Produktportfolio aufgenommen haben. Am häufigsten werden Kugelköpfe zur Verankerung auf Miniimplantaten ge-

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