Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

58 | ZAHNMEDIZIN Kugel nutzt seitlich nicht ab, da der ORing bei der Protheseneingliederung über den Äquator gleitet und darunter auf dem Insertionsvierkant verbleibt. Die Haftkraft ändert sich auch nach Jahren nicht, wenn der O-Ring bei Abnutzung ausgetauscht wird [AbouAyash et al., 2019]. Die kurz- und mittelfristigen Überlebensraten sofortbelasteter Miniimplantate im zahnlosen Unterkiefer entsprechen mit 92 bis 100 Prozent nach bis zu fünf Jahren den Daten von konventionellen Implantaten [Jawad und Clarke, 2019; Lemos et al., 2017]. Im direkten Vergleich waren vier Miniimplantate entweder ebenbürtig [Zygogiannis et al., 2018] oder zwei Standard-Implantaten zur Stabilisierung von Unterkieferprothesen hinsichtlich patientenimmanenter Faktoren wie Zufriedenheit mit der Versorgung und der erzielten Verbesserung der Lebensqualität überlegen [de Souza et al., 2015; Persic et al., 2016]. In einem randomisierten Vergleich gingen jedoch signifikant mehr Miniimplantate als konventionelle Implantate verloren [de Souza et al., 2015]. In dieser Studie waren alle Implantate 10 mm lang. Der Trend von mehr Verlusten von Miniimplantaten mit einer Länge von < 12 mm wird in anderen Studien bestätigt [Mundt et al., 2014; Van Doorne et al., 2020]. Die minimalinvasive und relativ schnelle Insertion von Miniimplantaten führt zu weniger postoperativen Beschwerden und Schwellungen als bei konventionellen Implantaten mit Bildung eines Mukoperiostlappens und mehreren Schritten bei der Implantatbettaufbereitung [Kovacic et al., 2018]. In der Universitätszahnklinik Rostock wurden Planung, Insertion und prothetische Versorgung von Miniimplantaten im zahnlosen Unterkiefer von zwanzig 56- bis 87-jährigen Patienten sogar erfolgreich durch Studenten unter Anleitung im klinischen Kurs erbracht [Kämmerer et al., 2021]. Im zahnlosen Oberkiefer ist die Verlustrate von Miniimplantaten höher [Vi et al., 2021]. Verluste von mehr als 20 Prozent in den ersten beiden Jahren traten immer dann auf, wenn ungeachtet der Knochenqualität beziehungsweise des Eindrehmoments sofort belastet wurde [Elsyad et al., 2013; Preoteasa zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1248) Fotos: Torsten Mundt A C Abb. 4: Eine 85-jährige zahnlose Patientin erhält vier Miniimplantate (2,1 x 13 mm) zur Stabilisierung ihrer totalen Unterkiefer-Prothese. nutzt [Marcello-Machado et al., 2018], aber es gibt dafür auch eine Reihe anderer Patrizen- und Matrizenformen wie Magnete, Locatoren oder ähnliche Verankerungen und sogar Stege [Leles et al., 2022; Lemos et al., 2017]. Beispielhaft zeigt die Abbildung 5 eines der ersten Miniimplantat-Systeme, dass inzwischen in zahlreichen Studien überprüft wurde [Enkling et al., 2019, Lemos et al., 2017, Shatkin und Petrotto, 2012]. Die Länge beginnt bei 10 mm, hauptsächlich werden jedoch 13 mm lange, 1,8-mm-Miniimplantate im Unterkiefer und 2,4-mm-Miniimplantate im Oberkiefer verwendet. Die Aufbereitungstiefe mit dem dünneren 1,1-mmBohrer richtet sich nach der Knochenqualität. Durch das selbstschneidende Gewinde erlangt das Implantat ähnlich einer Holzschraube seine primäre Stabilität. Erst bei einem finalen Eindrehmoment ab 35 Ncm aller Implantate pro Kiefer sollte eine Sofortbelastung erfolgen. Dafür werden die Matrizen (Housing mit einem O-Ring aus Nitrilgummi) entweder intraoral oder über eine Abformung in die Prothese einpolymerisiert. Ist das Eindrehmoment geringer, sollte die Prothese zunächst für drei Monate weichbleibend unterfüttert werden [Mundt et al., 2015]. Die B

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