Eifel, Oldenburger Land, Vorpommern, Eichsfeld ... Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Auch wenn Deutschland vergleichsweise dicht besiedelt ist, so gibt es doch eine Vielzahl von ländlichen Regionen – wobei es hier natürlich auch noch Unterschiede gibt: Im „Speckgürtel“ einer Großstadt, Kreisstädte oder rein dörflich geprägte Regionen. Aber egal, ob Ost, West, Süd oder Nord – die Probleme der (zahn-)medizinischen Versorgung sind überall ähnlich. Der ländliche Raum hat ein großes Image-Problem. Während immer mehr ältere Kolleginnen und Kollegen dort in den Ruhestand gehen, siedelt sich der Nachwuchs lieber in den Großstädten an. Da wird dann – übertrieben gesagt – lieber die 50. Praxis in Berlin-Pankow aufgemacht und mit viel Aufwand um Patienten geworben, als ins brandenburgische Prenzlau zu gehen. Die Förderung von Niederlassungen in der Fläche war denn auch ein Themenschwerpunkt der Klausurtagung des Vorstands der Bundeszahnärztekammer Mitte Juni in Warnemünde. Zusammen mit der Gesundheitsministerin Mecklenburg-Vorpommerns, Stefanie Drese (SPD), und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Dietrich Monstadt haben wir die Möglichkeiten diskutiert, den ländlichen Raum wieder attraktiver zu machen. Monstadt berichtete dabei von seiner Tochter und seinem Schwiegersohn, die gemeinsam eine Praxis auf dem Land in Mecklenburg-Vorpommern eröffnet haben und dies bis heute nicht bereuten. Neben einer hohen Lebensqualität durch naturnahes Wohnen und Arbeiten, kurzen Wegen sowie dankbaren Patientinnen und Patienten, wird den jungen Kolleginnen und Kollegen inzwischen vielerorts der sprichwörtliche rote Teppich ausgerollt. Es gibt zahlreiche Förderprogramme der Kammern und KZVen sowie der Kommunen, die Starthilfe geben. Praxen zum Übernehmen finden sich auch vergleichsweise einfach. Und nicht zu vergessen, dass die Verdienstmöglichkeiten im Vergleich zum städtischen Raum zumindest nicht schlechter sind – und das bei teilweise erheblich geringeren Kosten. Und die Patientenakquise kann man sich auch meist sparen. Aber natürlich darf man die Probleme, die es möglicherweise gibt, nicht verschweigen. Die Attraktivität einer Praxis auf dem Land steht und fällt auch mit dem Umfeld und dessen Infrastruktur. Manchmal sind es relativ banale Dinge, die eine große Bedeutung haben: Wie sieht es mit der Internet-Bandbreite aus? Wo ist die nächste Kita? Was für weiterführende Schulen gibt es? Welche Einkaufsmöglichkeiten hat man? Entscheidend ist oft auch, welche Möglichkeiten es für Partnerinnen und Partner, die nicht zahnärztlich tätig sind, gibt, in einer ländlichen Region zu arbeiten. Aber mit der Corona-Pandemie hat es einen gehörigen Schub in Sachen Homeoffice geben. Viele Arbeitsplätze lassen sich inzwischen problemlos von den Metropolregionen aufs Land verlagern. Auf diese Dinge können die Kammern und die KZVen natürlich kaum bis keinen Einfluss ausüben. Hier sind vielmehr die Landesregierungen und die Kommunen gefragt. Und mit ihnen stehen die zahnärztlichen Körperschaften in engem Austausch. Denn anders als auf Bundesebene ist das Verhältnis zu den Landesministerien meist sehr vertrauensvoll und konstruktiv. Ich kann jüngeren (und auch älteren) Kolleginnen und Kollegen deshalb nur empfehlen, sich die Möglichkeiten einer Niederlassung auf dem Land anzuschauen und mit den Kammern und KZVen zu sprechen. Ratsam ist sicherlich auch ein kollegiales Gespräch mit jemandem, der den Schritt gewagt hat. So kann man zu einer realistischen Einschätzung kommen. Es lohnt sich, diese Perspektive in den Blick zu nehmen. Dr. Romy Ermler Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer Einfach mal aufs Land schauen! zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1196) 6 | LEITARTIKEL Foto: Lopata/Axentis.de
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