Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

64 | ZAHNMEDIZIN FORTBILDUNG „ALTERSZAHNMEDIZIN“ Polypharmazie – Implikationen für die Zahnmedizin Diana Heimes, Peer W. Kämmerer 2060 wird jeder dritte Deutsche – so die Prognose – über 65 Jahre alt sein. Das bedeutet auch, dass die Zahl der Polypharmazie-Patienten in den Zahnarztpraxen zunehmen wird. Infolge der verschriebenen Arzneimittel werden Nebenwirkungen wie Xerostomie oder das „burning mouth syndrome“ häufiger auftreten. Der Beitrag schildert die Effekte der Polymedikation auf die orale Gesundheit und mögliche Gegenmaßnahmen. Mit einer zunehmenden Lebenserwartung steigt auch das individuelle Krankheitsrisiko. Und selbst wenn ein hohes Lebensalter nicht zwangsläufig mit einer gesteigerten Morbidität einhergeht, so liegt dennoch der Anteil multimorbider Patienten in der höheren Altersgruppe deutlich über dem jüngerer Patienten. Mit der Zunahme altersbedingter Erkrankungen steigt auch der Anteil der Polypharmazie. Eine im Jahr 2016 erschienene Analyse geht in diesem Sinne von einem Anteil von 45 Prozent bei den über 65-Jährigen aus [Mosshammer et al., 2016]. Polypharmazie wird als die dauerhafte und gleichzeitige Einnahme mehrerer Wirkstoffe definiert; eine genaue Festlegung der Anzahl gibt es nicht. Meist wird die Einnahme von fünf oder mehr Wirkstoffen als Polypharmazie bezeichnet – hierzu zählen auch die sogenannten „Over-the-counter“-, also frei verkäuflichen, Medikamente [Mosshammer et al., 2016]. Problematisch ist die Polypharmazie aufgrund einer mit der Anzahl der eingenommenen Wirkstoffe steigenden Zahl möglicher Wechsel- und Nebenwirkungen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass altersspezifische Veränderungen der Pharmakokinetik in der medikamentösen Therapie häufig wenig Beachtung finden; in der Folge kommt es nicht selten zu Über- oder Unterdosierungen von Wirkstoffen. Nicht zuletzt sinkt mit einer steigenden Zahl einzunehmender Pharmazeutika auch die Therapieadhärenz der Patienten [Mosshammer et al., 2016]. Zum Schutz älterer Personen, die durch den Alterungsprozess von einer höheren Rate an Nebenwirkungen betroffen sind, wurden Listen „potenFoto: Universitätsmedizin Mainz zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1254)

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