Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 14

72 | POLITIK zm113 Nr. 14, 16.07.2023, (1262) die Kasse anfallen. In den zahnmedizinischen Verläufen zeigt sich auch, dass die Ausgaben für Zahnersatz und Kronen mit zunehmendem Alter steigen. So benötigten in der Alterskohorte der 45- bis 54-Jährigen im Zehnjahresverlauf mehr als 60 Prozent Zahnersatz. Bei den 65- bis 74-Jährigen wurde bei mehr als 75 Prozent Zahnersatz eingegliedert. Im thüringischen Suhl haben die Menschen 70 Prozent mehr Füllungen als der Bundesschnitt Der BARMER-Zahnreport hat neben soziodemografischen Faktoren auch regionale Unterschiede beleuchtet. So gibt es einen starken Ost-West-Unterschied. Der Anteil der Versicherten, die häufig Füllungen benötigten, liegt in den ostdeutschen Flächenländern um 42 Prozent über dem Bundesschnitt. Beispielsweise im thüringischen Suhl liegt dieser Anteil über alle Altersgruppen hinweg ganze 70 Prozent über dem Bundesschnitt. Diese Unterschiede in der Versorgung in Ost und West deuten darauf hin, dass in den ostdeutschen Bundesländern eine konservierende Zahnmedizin gegenüber einer stärker auf Zahnersatz ausgerichteten Versorgung im Westen überwiegt. Der Zahnreport kommt zu dem Ergebnis, dass die individuellen Zehnjahresverläufe insgesamt auf eine vergleichsweise stabile Mundgesundheit hindeuten. Ein Teil der Menschen werde von präventiven Maßnahmen und nachhaltiger Versorgung jedoch offensichtlich noch nicht erreicht. „Um den hohen und kontinuierlichen Therapiebedarf bei Patienten mit hoher Krankheitslast zu verringern, ist ein weiter verbesserter Zugang zu professionellen Mundhygieneunterweisungen wünschenswert, insbesondere bei Erwachsenen“, forderte Prof. Dr. Michael Walter von der Technischen Universität Dresden, Autor des BARMER-Zahnreports. Das übergeordnete Ziel von Prävention in der Versorgung müsse die Aufklärung und Anleitung zu einer eigenverantwortlichen und effektiven Mundhygiene sein, die dann von möglichst vielen Menschen ein Leben lang gründlich betrieben wird. nl HINTERGRÜNDE ZUM ZAHNREPORT 2023 DER BARMER Für den Zahnreport wurden auf Basis von Abrechnungsdaten erstmals über ein Jahrzehnt hinweg (2012 bis 2021) lückenlos Behandlungsverläufe von etwa 2,7 Millionen Versicherten der Altersgruppen 25 bis 34 Jahre, 45 bis 54 Jahre und 65 bis 74 Jahre analysiert. Auf dieser wissenschaftlich abgesicherten Grundlage lassen sich künftig präzisere Präventionsmaßnahmen als bislang entwickeln, um dauerhaft eine möglichst nachhaltige Versorgung sicherstellen. Ein Teil der Versicherten hat einen besonders hohen Versorgungsbedarf, was dazu führt, dass die Gesamtausgaben der Krankenkasse sehr ungleich verteilt sind. „Durchschnittliche 65- bis 74-jährige Versicherte verursachten in zehn aufeinander folgenden Jahren Ausgaben von insgesamt 1.700 Euro. Für die oberen zehn Prozent der Versicherten, die zur Beschreibung der Personen am Rand der Verteilung gewählt wurden, ergaben sich hingegen entsprechende Ausgaben um 5.500 Euro, also mehr als das Dreifache", sagte Prof. Dr. med. dent. Michael Walter auf der Pressekonferenz in Berlin. Foto: BARMER Zahnreport 2023

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