POLITIK | 19 Dr. Ralf Hausweiler ist Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein. Seine Kammer hat 2017 eine Kampagne ins Leben gerufen, die junge Menschen für die ZFA-Ausbildung interessieren soll. Ab 2024 wird die Kampagne bundesweit laufen. INTERVIEW MIT DR. RALF HAUSWEILER ZUR ZFA-KAMPAGNE „Influencerinnen übersetzen unsere Inhalte für Jugendliche“ Die Zahnärztekammer Nordrhein versucht seit 2017, mit einer speziellen Kampagne junge Menschen für die ZFA-Ausbildung zu begeistern. Inzwischen kommen Influencerinnen zum Einsatz. Ab dem nächsten Jahr soll die Kampagne unter der Koordination der Bundeszahnärztekammer bundesweit laufen. Wir sprachen mit dem Präsidenten der ZÄK Nordrhein, Dr. Ralf Hausweiler, über die Kampagne und deren Erfolge. Herr Dr. Hausweiler, an der Kampagne für die ZFA-Ausbildung beteiligen sich inzwischen die Zahnärztekammern Hessen, Niedersachsen und Berlin. Im nächsten Jahr soll sie bundesweit starten. Was ist das Besondere an der Kampagne? Dr. Ralf Hausweiler: Das Besondere an unserer Kampagne ist, dass wir von Anfang an die Interessen unserer Zielgruppe in den Mittelpunkt gestellt haben und uns nicht darauf versteift haben, was wir gerne sehen würden. Denn wir sind nicht die Zielgruppe, das müssen wir uns immer vor Augen halten. Als wir 2017 gestartet sind, haben wir deshalb eng mit Berufsschulklassen zusammengearbeitet, um dort zu testen, welche Inhalte gut ankommen und welche nicht. Das führte zu mitunter überraschenden Erkenntnissen, denn der Wurm muss bekanntlich dem Fisch schmecken. Klar ist aber auch, dass wir als Kammer natürlich inhaltliche Qualitätsansprüche haben, die unverhandelbar sind. Deshalb wird selbstverständlich jeder Inhalt vor der Veröffentlichung von uns abgenommen. Ebenso wichtig ist zudem, dass wir unsere Kampagne regelmäßig weiterentwickeln. So wie sich unsere Zielgruppe verändert hat, haben sich seit 2017 auch unsere Inhalte verändert. Während wir in den ersten Jahren noch mit gecasteten ZFA selbst Videos produziert haben, setzen wir jetzt auf eine Zusammenarbeit mit Influencerinnen bei TikTok. Der Vorteil ist, dass die Influencerinnen das Vertrauen der jungen Menschen genießen und deren Sprache sprechen. Wir geben die Inhalte vor und die Influencerinnen übersetzen diese für die Jugendlichen. Gibt es schon ein erstes Feedback oder Klickzahlen? Bislang haben wir überwiegend positive Rückmeldungen bekommen. Die Videos kommen sehr gut bei den TikTok-Nutzerinnen und -Nutzern an, insgesamt 2,7 Millionen Mal wurden unsere Videos dort gesehen und mehr als 240.000-mal gelikt und kommentiert – mehr als 70 Prozent der Kommentare waren dabei positiv. Kurzum: Wir erreichen unsere Zielgruppe. Aber auch die Kollegenschaft unterstützt die Kampagne. Parallel zu unseren Online-Aktivitäten bieten wir unseren Mitgliedern kostenlose WerbeFlyer und Plakate zum Aufhängen in der Praxis an, die regelmäßig bei uns nachgeordert werden. Eine weitere positive Rückmeldung haben wir auf Umwegen vonseiten der Ärzteschaft bekommen. Denn die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung haben vor wenigen Wochen ebenfalls eine Ausbildungskampagne an den Start gebracht – und setzen dabei auch auf die Zusammenarbeit mit Influencern. Auch dort scheint sich der Erfolg unserer Kampagne herumgesprochen zu haben – eine schöne Anerkennung für unsere Arbeit. Gibt es konkrete Erfolge, die auf die Kampagne zurückzuführen sind? Wir beobachten seit Beginn der Kampagne einen deutlichen Anstieg unserer Ausbildungszahlen. 2016 – noch vor unserer Kampagne – lagen wir in Nordrhein bei rund 1.600 Auszubildenden pro Jahr. Inzwischen hat sich diese Zahl auf durchschnittlich mehr als 2.000 stabilisiert, was einer Steigerung um rund 25 Prozent entspricht. Zudem waren im Jahr 2018 70 Prozent aller Neuverträge der Freien Berufe in Nordrhein-Westfalen ZFA-Ausbildungsverträge. Das sind ordentliche Erfolge, an die wir nun bundesweit anknüpfen wollen. Warum ist es aus Ihrer Sicht so schwierig, Nachwuchs für die Arbeit in einer Zahnarztpraxis zu begeistern? Wir stehen bei diesem Punkt vor mehreren Herausforderungen. Einerseits bekommen wir den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel zu spüren. Entsprechend groß ist der Wettbewerb um die Nachwuchskräfte, denn wir sind ja nicht die einzigen, die nach Auszubildenden suchen. Die Situation lässt sich mit einer zu kleinen Tischdecke vergleichen, an der von allen Seiten gezogen wird, um die Tischplatte zu bedecken. Andererseits müssen wir das Image des Berufsfelds aufwerten. Studien zeigen, dass junge Menschen bei ihrer Jobsuche heute verstärkt Wert auf eine sinnvolle und erfüllende Tätigkeit legen. Demgegenüber steht das – leider noch immer verbreitete – Vorurteil der „Helferin“, die nur den Sauger hält. Da setzen wir an und zeigen, dass der Beruf der ZFA ein vielseitiger und vor allem verantwortungsvoller Job ist, der die Anforderungen junger Menschen an ihren Beruf erfüllt. Wie soll die Kampagne weiterentwickelt werden? Wir haben im Frühjahr zusammen mit den Influencerinnen den Arbeitsalltag zm113 Nr. 15-16, 16.08.2023, (1337) Foto: ZÄK Nordrhein / J. Rolfes
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=