Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 15-16

Massive Zahnarzt-Angst mit Vermeidungsstrategie kann schwerwiegende Folgen haben. In diesem Fall waren das eine eingewachsene Modellguss-Prothese, chronisch entzündete Gingiva, Mundgeruch, abgebaute Gesichtsmuskulatur, Schmerzen und Probleme beim Beißen und Kauen. Befund Die Patientin kam im Oktober 2022 mit dem Wunsch nach festsitzendem Zahnersatz ins AllDent Zahnzentrum Leipzig. Die letzte Kontrolluntersuchung lag zehn Jahre zurück. Seit fünf Jahren konnten die Modellgussprothesen im Ober- und Unterkiefer aufgrund verblockten Zahnsteins und einer Gingivahyperplasie nicht entfernt werden. Im Oberkiefer waren noch neun, im Unterkiefer sechs Zähne vorhanden. Einzig 13 und 23 konnten mit 40 Prozent Restknochen als möglicherweise erhaltenswert gelten. Alle anderen wiesen einen Lockerungsgrad von I-III bei 80 bis 95 Prozent Knochenabbau auf. Nach eingehender Beratung entschied sich Frau R. für das Konzept implantatgetragener Fester Dritter Zähne (FDZ) an einem Tag. Therapieplanung Als Grundlage der Therapieplanung diente ein OPG sowie ein DVT. Das FDZ-Konzept musste wegen der Gegebenheiten zeitlich erweitert werden. Erst nach einer Professionellen Zahn- #genaumeinfall ANZEIGE Ausgangssituation: Weitgehend desolater Restzahnbestand. Die neuen FDZ-Zähne: Die Brücke muss ponticartig konvex angelegt sein, um mit Floss und Munddusche gut gepflegt werden zu können. Mehr Lebensqualität für Angstpatientin Entscheidend für implantatgetragene Vollversorgung: Teamwork in Prothetik, Oralchirurgie und Zahntechnik reinigung (PZR) und einer Gingivaexzision inklusive Lappenplastik am Harten Gaumen konnten die Metallgussprothesen entfernt werden. Danach wurden alle Zähne extrahiert. Um die Zahnstellung, -form und Bisslage neu einzustellen, wurden zwei herausnehmbare Interimstotalprothesen geplant, außerdem Physiotherapie und Lachtraining verschrieben. Nach abgeschlossener Vorbehandlung folgte eine FDZ-Analyse zur Herstellung idealer Totalprothesen (Fotos und Videos zur Feststellung von Lautbildung, Lippenunterstützung, Gesichtsmitte, Position von Zahn- und Schneidekante, Lachlinie und Zahnform). Therapie Die chirurgische Vorbehandlung fand hausinternstatt. Vor der FDZ-OP wurden die endgültigen, exakt angepassten Totalprothesen in Kunststoff umgesetzt. Diese waren später parallel zur OP in implantatgetragene Brücken umzuarbeiten. Unter Vollnarkose wurden je vier Implantate im Ober- und Unterkiefer gesetzt (Straumann Neodent GM 3,75 und 13 mm Regio 15, 12, 22, 25, 35, 32, 42, 45). Im Oberkiefer war ein beidseitiger Sinuslift notwendig. Mit der Primärstabilität über 50 N/cm bei jedem Implantat war eine Sofortbelastung von 16 bis 26 sowie 36 bis 46 möglich. Noch am Nachmittag konnte der festsitzende Zahnersatz eingegliedert werden. Nachsorge Frau R. wurde mit festen Zähnen im Oberund Unterkiefer entlassen. Der Heilungsprozess verlief ohne Komplikationen und weitgehend schmerzfrei. Während der nächsten drei Monate fanden drei Nachsorgetermine statt. Nach Abheilung wurden die bestehenden Kunststoffbrücken mit einem Titangerüst verstärkt. Dreimal im Jahr sind Recalls mit Professioneller Zahnreinigung angeraten. Fazit Die Alternative zu implantatgetragenen Vollversorgungen wäre hier die Regelversorgung mit einer Totalprothese im Unterkiefer und Cover Denture im Oberkiefer gewesen. Nachteil: schlechter Halt und wenig Komfort. Der freie Gaumen und die festen Zähne bedeuten deutlich mehr Lebensqualität. Die Patientin hat wieder gelernt zu lachen. Entscheidend: nur durch gute Planung sowie reibungslose Teamarbeit von Prothetikern, Chirurgen und Zahntechnikern kann eine derartig komplexe Behandlung gut gelingen. Fallbeispiel von Daniel Liss, AllDent Zahnzentrum Leipzig Diesen Fallbericht in ausführlicher Form und noch weitere finden Sie auf: www.alldent-karriere.de/berufe/zahnarzt/ fallbeispiele/

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=