TITEL | 23 Versuch, die Sprache der Zellen zu sprechen, hilft das Buch immerhin dabei, von der Ebene der unbewussten auf die Ebene der bewussten Inkompetenz wechseln zu können. Es zeigt aber auch die Richtung auf, in die sich Wissenschaft und Forschung in Zukunft entwickeln werden. Zellen sprechen eine eigene Sprache Die Zellen sind der Schlüssel für künftige Therapien. Wie Gewebe regeneriert und Krankheiten geheilt werden können, indem die Sprache der Zellen entschlüsselt und ihre Kommunikation gesteuert wird, skizziert dieses Buch. Ebenso werden bereits erreichte klinische Erfolge aufgezeigt, wie zum Beispiel der Einsatz von knochenmorphogenetischem Protein 2 (bone morphogenetic protein, BMP) zur Stimulation von Osteoblasten, um parodontale Knochendefekte aufzufüllen. Statt Knochenmaterial zu transplantieren, wird die körpereigene Regeneration aktiviert und so ein Knochendefekt behoben – ohne Fremdmaterialien und offenen chirurgischen Eingriff. Andererseits sind auch Osteotomien auf molekularer Ebene denkbar, und zwar mit topisch applizierten Zytokinen, die die Differenzierung und Aktivierung von Osteoklasten fördern. Was für eine Revolution dies in der Kieferorthopädie auslösen könnte, kann man sich gut vorstellen. Dass es solche therapeutischen Ansätze heute noch nicht oder nur sehr rudimentär gibt, liegt daran, dass die Regulierung zellulärer Vorgänge im menschlichen Körper unglaublich komplex ist. Auf diese Komplexität, die sich hauptsächlich aus drei Quellen speist, wird im Zellatlas immer wieder hingewiesen. Die erste Quelle der Komplexität liegt in der Vielzahl der Zelltypen, die in diesem Buch anhand morphologischer zm113 Nr. 15-16, 16.08.2023, (1341) Gefrierbruchpräparat eines supragingivalen Biofilms auf der Kronenoberfläche eines Backenzahns. Unten (grauer Bereich) befindet sich die starre und hoch mineralisierte Schmelzfläche des Zahns, auf der sich der Biofilm über Tage hinweg etabliert hat. Die früh kolonisierenden Spezies wie Actinomyceten (lila) oder Streptokokken (grün) vermehren sich innerhalb von Stunden klonal und bilden lange Palisadenstrukturen. Fusobacterium-Spezies sind in den mittleren Strängen der Biofilmmasse (rosa) vorherrschend und fungieren als Brücke zwischen früh und spät kolonisierenden Bakterien. Originalvergrößerung 4.000-fach. In bestimmten Entwicklungsstadien bilden die dendritischen Zellen verzweigte Fortsätze, die Dendriten, hier im Anfangsstadium ihres Wachstums zu sehen. Originalvergrößerung 8.000-fach. Ausschnitt eines mittels 3-D-Bioprinting hergestellten Scaffold aus einem MSC-haltigen Hydrogel (braun) und Calciumphosphatzement (grau) nach sechs Tagen In-vitro-Kultivierung. Die mesenchymalen Stromazellen (MSC; rot) migrieren aus dem gedruckten Hydrogel auf die gesamte Scaffoldoberfläche. 80-fache Vergrößerung. Prof. Dr. Dr. Bernd Stadlinger Poliklinik für Oralchirurgie – Klinik für Mund-, Kiefer- Gesichtschirurgie Zentrum für Zahnmedizin, Universität Zürich Plattenstr. 11, CH-8032 Zürich Foto: Quintessenz Verlag Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden Helios Kliniken Kassel Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Hansteinstr. 29, 34121 Kassel Foto: Quintessenz Verlag Prof. Dr. Reinhard Gruber Competence Center Oral Biology Universitätszahnklinik Wien, Medizinische Universität Wien Sensengasse 2a, AT-1090 Wien Foto: privat Abbildungen: Quintessenz Verlag / eye of science
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