28 | TITEL zm113 Nr. 15-16, 16.08.2023, (1346) Odontoblasten sind lang gestreckte, speichenförmig angeordnete Zellen, die zwischen der Innenfläche des Dentins und der peripheren Pulpa liegen. Sie bauen das Dentin auf (Synonym: Dentinoblast) und interagieren mit den Weich- und Hartgeweben des Pulpa-Dentin-Komplexes. Originalvergrößerung 4500-fach. Saliväre Acinuszellen. Große Speicheldrüsen wie die Ohrspeicheldrüse bestehen aus sich verästelnden Gängen, die in hohlen Clustern von sekretbildenden Acinuszellen enden. Originalvergrößerung 3000-fach. chemischen Stimulation innerhalb der molekularen Reichweite einer Zelle stattfinden. Das bedeutet oft eine lokale Wirkung innerhalb des umgebenden Gewebes. So müssen die Vorläufer der Osteoklasten für ihre Entwicklung Kollagen „spüren“, das an die Knochenoberfläche gebunden und nicht löslich ist. Das beschränkt ihre Differenzierung auf die freiliegende lokale Knochenfläche und verhindert einen unkontrollierten körperweiten Knochenabbau. Medizin und Zahnmedizin sind angewandte Naturwissenschaften mit einem starken biologischen Unterbau. Insbesondere die Zahnmedizin hat sich von einem eher material- zu einem biologisch orientierten Fachgebiet entwickelt. Früher wurden zahnärztliche Behandlungen (Restaurationen, Zahnersatz) vor allem außerhalb der ektodermalen Barriere durchgeführt. Heute reicht der Wirkungsbereich im Sinne einer Oralen Medizin in den menschlichen Körper hinein, wenn zum Beispiel intraossäre Implantate gesetzt werden oder die Parodontitis chirurgisch therapiert wird. Darüber hinaus hängt der Erfolg zahnärztlicher Therapien immer mehr von der Kenntnis biologischer Faktoren und anderen gesundheitlichen Risikofaktoren ab. Viele der im Zellatlas beschriebenen Zelltypen sind an regenerativen Prozessen beteiligt. Dies betrifft zumBeispiel mikrovaskuläre Zellen bei der Neoangiogenese oder Osteoblasten bei der Knochenregeneration. Neben den klassischen Zelltypen im ersten Teil des Buchs werden im zweiten Teil in vier weiteren Kapiteln Organ- beziehungsweise Modellsysteme der Zellkommunikation generischer Art vorgestellt. So kann zum Beispiel 3-D-gedrucktes Hydroxylapatit Knochenheilungsprozesse unterstützen. Klinisch Tätige sollten die Möglichkeiten und Grenzen solcher Ansätze kennen, um sie korrekt einsetzen zu können. Zellen sind unsere klinischen Partner Ziel des Projekts „Kommunikation der Zellen“ ist, die Bedeutung des Verständnisses der Biologie für die klinische Medizin zu unterstreichen. Dies spiegelt sich in der Struktur des Buches wider. Im ersten Teil gliedern sich die Kapitel nach den wichtigsten Zelltypen des oralen Systems. Erstautor des einzelnen Kapitels ist zumeist ein Grundlagenforscher, Zweitautor ein Kliniker beziehungsweise klinischer Forscher. Insgesamt sind 47 Autorinnen und Autoren aus 13 Ländern an dem vorliegenden Zellatlas beteiligt. Der zweite Teil beinhaltet Themen wie zum Beispiel orale Mikrobiota oder auch biomaterialbasierte Modelle, die sich nicht einzelnen Zelltypen zuordnen lassen. Besonderer Wert wurde auf die Qualität und die Ästhetik des Bildmaterials gelegt, um mikroskopische Strukturen für das Auge plastisch sichtbar zu machen. Dies soll in Verbindung mit den theoretischen Inhalten das Verständnis erhöhen und die Faszination für unser Fachgebiet fördern. Die Herausgeber, sind zutiefst davon überzeugt, dass sich Erfolg und Qualität der klinischen Therapie verbessern lassen, wenn wir ein stärkeres Bewusstsein für die Bedeutung der Zellen als klinische Partner entwickeln. Wir hoffen, dass der Zellatlas dazu beitragen wird. Abbildungen: Quintessenz Verlag / eye of science
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