42 | ZAHNMEDIZIN ANTIBIOTIKA, ANALGETIKA, LOKALANÄSTHETIKA Zahnärztliche Pharmakotherapie in der Stillzeit Frank Halling, Bertram Stitz, Andreas Neff Babys weisen deutliche pharmakokinetische Unterschiede zu Erwachsenen auf. Besonders empfindlich gegenüber Medikamenten sind Frühgeborene und schwache Säuglinge. Die meisten zahnärztlichen Arzneimittel können Stillende jedoch ohne besondere Einschränkungen einnehmen. Nur bei einigen Stoffgruppen gibt es Risiken für das Kind. Stillende Patientinnen sind im Hinblick auf Arzneimittel oft ähnlich sensibel wie Schwangere. Nicht selten brechen sie aus Angst vor einem ungewollten Übertritt des Arzneistoffs in die Muttermilch und der damit potenziellen Gefährdung des Säuglings (definiert als Kind im ersten Lebensjahr) das Stillen ab oder verzichten auf eine notwendige Therapie. Diese Vorsicht ist aber nur bei wenigen Arzneistoffgruppen wirklich notwendig. Eine medikamentöse Behandlung während der Stillzeit bringt eine Komplexität mit sich, die für die meisten Zahnmediziner eher ungewohnt ist. Die Nutzen-Risiko-Bewertung muss hier nicht nur die Gesundheit der Mutter, sondern auch die des Säuglings berücksichtigen, bei dem ebenfalls ein Behandlungsnutzen oder aber unerwünschte Nebenwirkungen auftreten können. Um sich rechtlich abzusichern, empfehlen die Fachinformationen fast aller Medikamente eine Stillpause für 24 Stunden nach Medikamenteneinnahme und gar das Verwerfen der in dieser Zeit gebildeten Milch. Dies gilt jedoch in der klinischen Praxis als veraltet [Nassen et al., 2014]. Vor diesem Hintergrund sollten auch Zahnmediziner über die Pharmakotherapie in der Stillzeit grundlegende Kenntnisse besitzen, um die stillenden Patientinnen adäquat informieren und sicher therapieren zu können. Wie bei der Beratung von Schwangeren ist die Plattform Embryotox der Foto: Yakobchuk Olena – stock.adobe.com zm113 Nr. 15-16, 16.08.2023, (1360)
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