Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 15-16

ZAHNMEDIZIN | 47 den Ikterus des Neugeborenen nicht angewendet werden sollten [Horn und Kirch, 2000; Ude und Burkhardt, 2020]. Clindamycin wird aufgrund der etwas höheren Wahrscheinlichkeit von kindlichen Stuhlveränderungen ebenfalls als Mittel der zweiten Wahl angesehen [Hale und Baker, 2020]. Laut Embryotox erfordern eine lokale Metronidazol-Therapie oder Einzelgaben keine Einschränkung des Stillens. Hale und Baker empfehlen hingegen, nach einer Einzelgabe die Milch für zwölf bis 24 Stunden zu verwerfen [Hale und Baker, 2020]. Die Indikation zur mehrtägigen oder intravenösen Therapie mit Metronidazol sollte in der Stillzeit kritisch gestellt werden. Nystatin ist ein bewährtes Mittel zur lokalen Behandlung von oralen Candidainfektionen. Es wird kaum resorbiert und geht daher nicht in die Muttermilch über (Tabelle 4). Im Gegensatz dazu penetriert Fluconazol in relativ hohem Maß in die Muttermilch und wird deshalb auch stärker vom gestillten Säugling aufgenommen (Tabelle 4). Trotz der hohen RID, die deutlich über der nominalen Sicherheitsgrenze von zehn Prozent liegt [Force, 1995], bewegt sich die Konzentration für Säuglinge weit unter der klinischen Dosis, die Säuglingen direkt verabreicht wird [Hale und Baker, 2020]. Lokalanästhetika Die lokale Verabreichung von Lokalanästhetika (LA) in der Stillzeit ist sicher, da diese große polarisierende Moleküle sind, die nur schwer in die Milchgänge diffundieren können [Dalal et al., 2014; Fischer et al., 2019]. Obwohl die Datenlage hier relativ dürftig ist, kann laut der Datenbank Embryotox davon ausgegangen werden, dass bei indikationsgerechter Anwendung im Rahmen der üblichen zahnärztlichen Behandlungen keine Probleme auftreten. Dies gilt gerade auch für die Kombinationen mit Adrenalin [Horn und Kirch, 2000], das die lokale Resorptionsgeschwindigkeit und Wirkstoffspitzen reduziert. Die meisten Veröffentlichungen zur Stillzeit liegen für Lidocain und Bupivacain vor [Ortega et al., 1999; Guiliani et al. 2001]. Hier wurden keine negativen klinischen Effekte auf Mutter oder Kind beobachtet. Für Articain und Mepivacain liegen diesbezüglich keine Untersuchungen vor. Nach Angaben der Datenbank Embryotox geht man im Fall von Mepivacain aufgrund der strukturell starken Ähnlichkeit zu Bupivacain von ähnlich niedrigen Übergangsraten in die Muttermilch aus. Bei Articain stellen die hohe Plasmaproteinbindung von 94 Prozent in Kombination mit der sehr kurzen Eliminationshalbwertszeit von 20 Minuten [Daubländer und Kämmerer, 2011] wesentliche Sicherheitsfaktoren für einen geringen Wirkstofftransfer beim Stillen dar. Generell empfiehlt es sich, zahnärztliche Lokalanästhesien direkt nach der Stillmahlzeit vorzunehmen, um den physiologischen Abbau der Anästhetika im mütterlichen Plasma bis zum nächsten Stillen auszunutzen. Fazit Fast alle Arzneimittel, die in der Zahnmedizin angewendet werden, gehen zu einem gewissen Grad in die Muttermilch über, fast immer jedoch in einer subklinischen Dosis. Zu beachten ist, dass es bei Säuglingen große pharmakokinetische Unterschiede im Vergleich zu Erwachsenen gibt. Besonders empfindlich gegenüber Arzneimitteln in der Muttermilch sind Frühgeborene und schwache Säuglinge, während ältere Säuglinge weniger anfällig sind. Da die relative Säuglingsdosis (RID) der meisten Medikamente beim Säugling unter einem Wert von zehn Prozent liegt, ist es in der Regel nicht notwendig, dass die Mutter ihre Milch abpumpt und verwirft. Eine Arzneimittelexposition des Kindes lässt sich fast immer wirksam vermeiden, wenn die Mutter ein paar Stunden abwartet, bis der Wirkstoffspiegel im Plasma gesunken ist. Lediglich bei der Gabe von Metamizol, von ASS und von codeinhaltigen Analgetika sowie Metronidazol bestehen Risiken für den gestillten Säugling, die beachtet werden müssen. zm113 Nr. 15-16, 16.08.2023, (1365) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. There is nosubstitutefor quality Die Spezialisten für „Härtefälle“ Jetzt bestellen! busch-dentalshop.de ZIRAMANT-Schleifer ideal für die Bearbeitung von Zirkonoxid/Keramik • Spezialdiamantierung • hohe Abtragleistung • hohe Standzeit

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