Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 15-16

ZAHNMEDIZIN | 57 erstellten sie ein Gipsmodell des Oberkiefers mit insgesamt vier Implantaten, jeweils in der Position der lateralen Schneidezähne und der zweiten Prämolaren. Auf diesem Modell wurde eine verschraubbare Zirkonoxidbrücke auf Abutmentniveau angefertigt. Diese Restauration diente als Pendant zum klinischen Langzeitprovisorium, dessen Außenform im Doppelscanverfahren auf die definitive Versorgung übertragen wird. Es wurden also zwei Scans mit einem Intraoralscanner (Trios, 3shape A7S, Kopenhagen, Dänemark) angefertigt: einmal die Implantate (beziehungsweise Analoge) mit den Scanpfosten des Systems und einmal das Langzeitprovisorium, montiert auf dem Modell. Zu Erhöhung der Genauigkeit wurden fünf sphärische, selbstklebende Referenzmarker im Bereich des harten Gaumens montiert. Die so erhaltenen STL-Daten (STL – Standard Tessellation Language) wurden in ein CAD-Programm (Exocad DentalCAD, exocad GmbH, Darmstadt) importiert und mit der Außenkontur fusioniert – daraus wurde ein finales Design-STL erstellt. Auf drei verschiedenen 3-D-Druckern wurden jeweils 30 Prototyprestaurationen streng nach Herstellerangaben angefertigt. Anschließend wurden die notwendigen Titaninserts in den Prototypen adhäsiv befestigt. Die Überprüfung der Passgenauigkeit erfolgte auf dem Gipsmodell (entsprach dem Patienten) von zwei unabhängigen, vorher kalibrierten Untersuchern. Sie teilten die Prototypen nach einem speziellen Protokoll in passgenau (= einsetzbar) und ungenau (= nicht einsetzbar) ein. Anschließend wurden alle Prototypen auf dem Gipsmodell mit dem vorgeschriebenen Drehmoment (15 Ncm) befestigt und die Passgenauigkeit mittels Zahnfilmröntgen überprüft. Ergebnisse Es konnten Daten von insgesamt 90 Prototypen ausgewertet werden. Die Übereinstimmung der Beurteilung durch die zwei Untersucher lag bei 100 Prozent. Insgesamt waren 86 Prototypen passgenau und hätten so im klinischen Alltag eingesetzt werden können. Die vier nicht einsetzbaren Gerüste kamen alle aus einem Drucker (DLP), damit hatte die Drucktechnologie einen signifikanten Einfluss auf die Passung der Prototypen. Diskussion Die Untersuchung konnte zeigen, dass in einem relativ kliniknahen Versuchsaufbau inzwischen verschraubte Brücken – in diesem Fall Kunststoffprototypen – im komplett digitalen Workflow herstellbar sind. Einschränkend muss allerdings angemerkt werden, dass ein Gipsmodell verwendet wurde, dessen Oberfläche für Intraoralscanner deutlich leichter scanbar ist als die orale Mukosa. Weiterhin ist die doch sehr grobe Einteilung in „einsetzbar“ und „nicht einsetzbar“ zwar sehr praxisnah, erlaubt allerdings kaum weitere Auswertungen. Die Auswertungen der Röntgenkontrollen werden im Ergebnisteil des Manuskripts nicht beschrieben. Trotzdem hat die Studie, vor allem durch die hohe Anzahl an Prüfkörpern, einen beachtlichen wissenschaftlichen Wert, da hier erstmals ein funktionierender komplett digitaler Workflow im zahnlosen Kiefer für implantatgetragene verschraubte Brücken vorgestellt wird. Was bedeuten die Ergebnisse für die tägliche Praxis? Folgende Schlussfolgerungen lassen sich für die klinische Praxis treffen: „ Gedruckte implantatgetragene Prototypen für den zahnlosen Kiefer lassen sich (zumindest in vitro) komplett digital herstellen. „ Die DLP-Technologie scheint der SLA und der CLIP-Technologie im Punkt Genauigkeit unterlegen zu sein. Originalpublikation: Papaspyridakos P, AlFulaij F, Bokhary A, Sallustio A, Chochlidakis K: Complete Digital Workflow for Prosthesis Prototype Fabrication with Double Digital Scanning: Accuracy of Fit Assessment. J Prosthodont. 2023 Jan;32(1):49-53. zm113 Nr. 15-16, 16.08.2023, (1375) VERWENDETE TECHNOLOGIE UND DRUCKER Technik Name Drucker Hersteller Continuous Liquid Interface Production (CLIP) M2 Carbon 3D CLIP Carbon, Redwood City, CA/USA Direct Light Processing (DLP) Sprintray Pro 95 Sprintray, Los Angeles, CA/USA Stereolithographie (SLA) Form3b+ Form labs, Somerville, MA/USA Tab., Quelle: eigene Darstellung AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz

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