66 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Symptomatische Trigeminusneuralgie mit invertiertem Papillom Elisabeth Goetze, Peer W. Kämmerer Eine Patientin mit chronischen Schmerzen der linken Gesichtshälfte nach multiplen Voroperationen stellte sich vor. Da offensichtlich eine Neuralgie vorlag, bestand die Initialtherapie aus einer entsprechenden Einstellung der Schmerzmedikation, die zunächst zu einer deutlichen Besserung führte. Allerdings erfolgte zusätzlich eine minimalinvasive Operation, die ein invertiertes Papillom der Kieferhöhle zutage brachte. Erst nach vollständiger Entfernung des Tumors kam es zum weitgehenden Sistieren der Schmerzsymptomatik. Eine 35-jährige Patientin stellte sich immer wieder mit rezidivierenden Schmerzen der linken Gesichtshälfte bei mehreren Ärzten vor. Die Beschwerden bestanden seit Jahren. Schon im Vorfeld waren mehrfach bei chronischer Sinusitis eine Kieferhöhlenrevision sowie eine Infundibulotomie linksseitig erfolgt. Regelmäßig kam es zu erneuten eitrigen Entzündungen. Die fraglichen Fokuszähne des zweiten Quadranten 24–27 waren vor einigen Jahren entfernt worden (Abbildung 1). 2017 war eine komplikationslose implantologisch-prothetische Versorgung der Freiendsituation erfolgt (Abbildungen 2 und 3). Die Beschwerden der Patientin waren gekennzeichnet durch einen Schmerz bis zu 8/10 (NRS, numerische Ratingskala 0–10 – kein Schmerz = 0 / maximaler Schmerz = 10) mit Punktum maximum über dem linken Infraorbitalpunkt. Mal beschrieb die Patientin die Schmerzen eher als drückendes Gefühl, das in den Kopf ausstrahlen würde, mal schilderte sie die Schmerzqualität mit eher stechendem Charakter. Klopfschmerzhaftigkeit und Kieferhöhlenanschlagsschmerz bestanden nicht. Die Schmerzepisoden waren stressabhängig häufiger und stärker, eine deutliche Besserung zeigte sich in stressfreieren Intervallen. Die Patientin gab an, sowohl in der familiären Situation als auch in der Arbeitsumgebung einer deutlichen Belastungssituation ausgesetzt zu sein. Damit bestand der Verdacht auf das Vorliegen einer funktionellen Schmerzkomponente bei zugrunde liegendem neuropathischem Schmerzgeschehen. Die Patientin wurde mit Ibuprofen und Amytriptilin medikamentös eingestellt und es erfolgte eine schmerzmedizinische Beratung. Unter der Medikation und der psychosozialen Begleitung ließ sich eine Besserung der Schmerzsymptomatik mit Werten von 0–3/10 NRS erzielen. Unter der medikamentösen Therapie kam es zwar auch immer wieder zu längerfristigen Schmerzepisoden, es konnte jedoch eine deutliche Schmerzreduktion erreicht werden. Im Verlauf stellte sich die Patientin trotz stringent eingehaltener Medikation mit erneut verstärkten Schmerzepisoden vor. Die Patientin assoziierte dies mit im Bereich der Kiefer – infolge einer im Vorfeld erfolgten Operation – vorhandenem Osteosynthesematerial zur Re-Fixierung des Kieferhöhlendeckels alio loco. Dies war von eitrigem Ausfluss aus der linken Nase begleitet. In der erweiterten Bildgebung mittels Magnetresonanztomografie zeigte die Patientin eine diffuse Kontrastmittelanhebung des Nervus infraorbitalis bildmorphologisch einer Neuritis entFoto: Universitätsmedizin Mainz zm113 Nr. 15-16, 16.08.2023, (1384)
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