68 | ZAHNMEDIZIN Osteosyntheseschrauben ohne Anhalt für Lockerung oder Superinfektion (Abbildung 6). Die Schrauben wurden komplikationslos vollständig entfernt; die anteriore Kieferhöhlenwand zeigte sich als gut verheilt (Abbildung 7). Mittels transnasaler Endoskopie wurde über den vorhandenen Infundibulotomiedefekt eine mikrobiologische und histopathologische Probe entnommen. Klinisch zeigte sich eine Polyposa und gräulich-brauner Detritus. Die histopathologische Befundung zeigte respiratorische Schleimhaut mit Metaplasien und invertierte Epithelverbände, die ins subepitheliale Stroma reichten. Histopathologisch entsprach der Befund einem invertierten Papillom ohne Karzinomnachweis, der Befund war in der Histologie nur anteilig erfasst. Mikrobiologisch wurde eine aerobe Mischflora nachgewiesen. Postoperativ wurde nach Erhalt des mikrobiologischen Befunds eine spezifische Antibiotika-Therapie mit Cefaclor eingeleitet, die putride Exsudation sistierte. Der postoperative Heilungsverlauf zeigte sich unter der gewohnten Medikation unkompliziert und schmerzarm. Zur weiteren Therapie des invertierten Papilloms wurde eine weitere Operation mit navigierter endoskopischer Entfernung der Neoplasie geplant. Diese wurde komplikationslos durchgeführt. In der nun dreijährigen Nachsorge zeigte sich die Patientin ohne Anhalt für Rezidiv oder eine erneute eitrige Entzündung. Neben schmerzfreien Intervallen hat die Patientin unter Stress auch weiterhin schmerzhafte Episoden. Insgesamt ist sie mit der aktuellen Situation zufrieden. Diskussion Der vorliegende Fall illustriert eindrücklich das komplexe Geschehen bei Patienten mit chronischen Schmerzen. Auch wenn ein neuropathisches oder funktionelles Schmerzgeschehen vorliegt, muss bei entsprechender Zusatzsymptomatik eine parallel bestehende Pathologie ausgeschlossen werden. In der Handlungsempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ist dies als „Erkennen abwendbar gefährlicher Verläufe“ verankert [AWMF, 2013]. Im vorgestellten Fall hatte die Patientin schon eine jahrelange Vorgeschichte mit vielfachen Voroperationen und Entzündungsepisoden. Sie präsentierte sich mit einer „Mixed Pain“-Problematik, einer Schmerzsymptomatik mit neuropathischen und nozizeptiven Anteilen [Freynhagen et al., 2019], aber auch einer ausgeprägten funktionellen Schmerz-Komponente. Unter medikamentöser und psychosozialer Begleittherapie kam es zu einer für die Patientin zufriedenstellenden Verbesserung der Problematik. zm113 Nr. 15-16, 16.08.2023, (1386) CME AUF ZM-ONLINE Symptomatische Trigeminusneuralgie mit invertiertem Papillom Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Abb. 4: MRT in koronarer Schicht (T1Wichtung): Es zeigt sich ein breites Kieferhöhlenfenster nach vorheriger Operation; im Bereich des linken Kieferhöhlenbodens lässt sich (bei deutlichen Artefakten aufgrund der Zahnimplantate) eine basale Aufhellung vermuten. Abb. 5: DVT in axialer Schicht: Hier bestätigt sich der Verdacht auf eine basale Kieferhöhlenaufhellung. Abb. 6: Klinischer Situs nach Bildung eines Mukoperiostlappens und Darstellung der Kieferhöhlenwand inklusive des alio loco eingebrachten Osteosynthesematerials Abb. 7: Reizlose Kieferhöhlenvorderwand nach Freilegung zur Metallentfernung Fotos: Universitätsmedizin Mainz
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