zm113 Nr. 17, 01.09.2023, (1452) 30 | TITEL für die mit Plaque bestrichene Fläche berechnet werden (Abbildung 5). Diskussion Die Laborbedingungen waren insgesamt gut geeignet, um die Fähigkeiten des Intraoralscanners und der eingesetzten Software zur Volumenmessung von Plaque zu testen. Es konnten bereits Schichtdicken von 0,01 mm identifiziert werden und die Farbdarstellung zeigte weitgehend stufenlose Übergänge von geringen zu höheren Werten. Auch die Berechnung des Plaquevolumens anhand der Flächen und wechselnden Schichtdicken war möglich, wobei die Angaben der Software nicht anderweitig gegengeprüft werden konnten. In-vivo-Messungen des Plaquevolumens sind im Vergleich zu Laborbedingungen einer Fülle von Störgrößen ausgesetzt, die möglicherweise viel umfangreichere Messungen erfordern. So sind beispielsweise allein durch den unterschiedlichen Wassergehalt verschiedener Plaqueauflagerungen signifikante Volumenänderungen denkbar. Ebenso beeinflussen Handhabung des Intraoralscanners, Beschaffenheit und Oberflächengegebenheiten des zu erfassenden Objekts die Messung. Ob sich diese Faktoren in vivo soweit kalibrieren lassen, dass aussagekräftige Daten für Plaquevolumina akquiriert werden können, müssen weitere Untersuchungen zeigen. PROBLEMFALL ZÄHNEPUTZEN: STUDIE ZUR HÄUSLICHEN MUNDHYGIENE Ohne eine effiziente häusliche Mundhygiene ist eine wirksame Prophylaxe nicht möglich. Deshalb gehören die Mundhygieneinstruktionen zu den wichtigsten Maßnahmen der zahnmedizinischen Prävention. Wie wichtig dabei die Vermittlung der richtigen Putztechniken ist, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie von Medizinpsychologen und Zahnmedizinern der Universität Gießen. Für die Studie wurden insgesamt 111 Universitätsstudenten rekrutiert, die in einem vorbereiteten Setting die Zähne putzen sollten und nach dem Zufallsprinzip eine von zwei Anweisungen dafür erhielten: Eine Gruppe sollte die Zähne „wie gewohnt“ putzen (AU-Anweisung), die andere erhielt die Anweisung „Putze Deine Zähne, so gut Du kannst!“ (BPAnweisung). In Videoanalysen wurden die Putzbewegungen aufgenommen, der nach dem Zähneputzen ermittelte Marginal Plaque Index (MPI) diente als Indikator für die Reinigungsleistung. Zusätzlich wurde die von den Probanden subjektiv wahrgenommene Reinigungswirkung per Fragebogen erfasst. Die motivierte Gruppe putzt länger, nicht besser! Die Anweisung, nach besten Kräften zu putzen, führte in der BP-Gruppe zu einem erhöhten Aufwand. Ihre Putzzeit übertraf die der AU-Gruppe um fast eine Minute. Detaillierte Analysen ergaben jedoch, dass dieser Unterschied seinen Hauptgrund in einem ausgedehnten Bürsten der Außenflächen hatte. Die Innenflächen wurden auch in der BPGruppe nicht besser gereinigt. Auch die Putztechnik änderte sich in der BP-Gruppe nicht – die Probanden wiederholten die gewohnten Putzbewegungen nur häufiger und es ließ sich keine Verhaltensänderung in Richtung aufwendigerer Putzbewegungen feststellen. Zwei Drittel der BP-Gruppe putzten interdental (hauptsächlich mit Zahnseide), verglichen mit nur einem Viertel der AU-Putzer. Die Anleitung, bestmöglich zu putzen, erhöhte zwar die Wahrscheinlichkeit, dass die Teilnehmer die Zahnzwischenräume überhaupt putzten, die Gruppenzugehörigkeit zeitigte aber keinen Unterschied bei der Gründlichkeit der Reinigung. In jeder Gruppe führten nur vier Personen die Zahnzwischenraumreinigung ordnungsgemäß durch. Die defizitären Putztechniken in beiden Gruppen wirkten sich entsprechend auch auf die gemessenen Reinigungsleistungen aus. Die unmittelbar nach dem Zähneputzen ermittelten Gesamtplaquewerte zeigten keine signifikanten Gruppenunterschiede. Insbesondere hinsichtlich der Gingivaränder waren die Gruppenunterschiede gering. Darüber hinaus verbesserte die häufigere Verwendung von Interdentalreinigern in der BP-Gruppe nicht deren Sauberkeit in den proximalen Abschnitten der Zahnfleischränder. Stattdessen blieb in 80 Prozent dieser Abschnitte Plaque bestehen. Wer mehr Zeit in die Mundhygiene investiert, der geht anscheinend auch instinktiv von einem besseren Ergebnis seiner Bemühungen aus. Das zeigte sich bei der Auswertung der Fragebögen zur subjektiven Wahrnehmung der Reinigungsleistungen. Beide Gruppen überschätzten ihre tatsächliche „Mundsauberkeit“ um etwa das Doppelte. Viel Plaque und trotzdem ein gutes Gefühl Schon in einer ersten Studie von 2022 fanden die Gießener Forscher heraus, dass die Menschen ihre Defizite beim Zähneputzen offenbar nicht wahrnehmen. Alle drei Studiengruppen (N = 56 Erwachsene, N = 66 Jugendliche und ein Elternteil, N = 24 Universitätsstudenten) schätzten die Sauberkeit ihrer Zähne als sehr hoch ein. Im Mittel gingen sie davon aus, dass sie etwa 70 Prozent der Messstellen am Zahnfleischrand sauber geputzt hatten – tatsächlich waren es aber nur um die 30 Prozent. Die Studien: Eidenhardt, Z., Busse, S., Margraf-Stiksrud, J. et al. Patients’ awareness regarding the quality of their oral hygiene: development and validation of a new measurement instrument. BMC Oral Health 22, 629 (2022). https://doi. org/10.1186/s12903-022-02659-4 Weik, U., Shankar-Subramanian, S., Sämann, T. et al. “You should brush your teeth better”: a randomized controlled trial comparing best-possible versus as-usual toothbrushing. BMC Oral Health 23, 456 (2023). https://doi. org/10.1186/s12903-023-03127-3 ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=